CAVE: Spiel mit dem Feuer

Praxis-Depesche 4/2022

Emolliens als Brandbeschleuniger

Die internationale Datenlage zu Verbrennungen in Verbindung mit Emollienzien ist dünn. Eine britische Studie macht auf die Gefahr aufmerksam und gibt handfeste Tipps, wie Risiken erkannt und vermieden werden können.
Emollienzien werden zur Linderung trockener Hautzustände, beispielsweise bei atopischem Ekzem und Psoriasis, in Form von Lotionen, Cremes und Gels, Salben oder Sprays direkt auf die Haut aufgetragen. Die aufgetragenen Mittel sind zwar nicht direkt entflammbar, wirken aber als Brandbeschleuniger und -verstärker, wenn sie einmal in Wäsche, Kissen und Matratzen eingezogen sind. Selbst Waschen entfernt die Emollienzien nicht vollständig, weshalb sich Substanzrückstände mit der Zeit ansammeln. Vor allem in der Mobilität eingeschränkte oder demente Personen sowie Kinder können bei einem Brand häufig nicht schnell genug reagieren und schwere Verbrennungen davontragen. Tests zur Entflammbarkeit von Bekleidungsstoffen ergaben, dass synthetische Fasern und Mischgewebe länger standhalten als reine Baumwollstoffe. Dabei ist es nicht die Glut oder die Hitze, die einen Brand verursachen, sondern der Kontakt mit offenem Feuer. Eine hohe Umgebungstemperatur kann jedoch zur Entflammbarkeit beitragen, indem sie die Volatilität der Emollienzien fördert. Das Brandrisiko besteht sowohl für paraffinhaltige als auch für paraffinfreie Hautpflegeprodukte gleichermaßen.
 
Auf das Brandrisiko aufmerksam machen
Die Autor:innen der Studie raten, Patientinnen und Patienten, die regelmäßig Emollienzien anwenden, in der Praxis darüber aufzuklären, dass Rückstände ihrer Hautpflege in der Kleidung und anderen Stoffen deren Entflammbarkeit erhöht. Gleichzeitig sollten sie in der Anwendung ihrer Hautpflege bestärkt werden, da diese eine wichtige und wirksame Säule in ihrer Behandlung darstellt. Hilfreich ist es auch, ggf. Familie, Freunde und pflegende Kontaktpersonen in die Auklärung miteinzubeziehen. Vorsicht ist vor allem beim Rauchen und offenem Feuer geboten. Beim Kochen mit Gasherden sollten die Ärmel hochgekrempelt und keine zu lockere Kleidung getragen werden. Die Verwendung von E-Zigaretten und elektrischen Kochplatten senken das Risiko. Außerdem wird dazu geraten, bei allen Personen, die mit Verbrennungen vorstellig werden, immer auch nach dem Gebrauch von Emollienzien zu fragen. Die Vorfälle sollten routinemäßig in den Akten dokumentiert werden, um ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen. AAB
Quelle: Ridd MJ et al.: Burns with emollients. BMJ 2022; 376: e066102

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