Praxistipp

Praxis-Depesche 7-8/2020

Eosinophile als Entscheidungshilfe bei COPD?

COPD geht häufig mit einer erhöhten Zahl eosinophiler Granulozyten einher. Eignet sich die Bestimmung der Eosinophilenzahl via Differenzialblutbild als klinische Entscheidungshilfe?
Im „Pro-Statement“ einer als Editorial in der Zeitschrift Chest publizierten Kontroverse brechen die US-amerikanischen Pneumologen Dr. Raymond Chad Wade und Dr. James Michael Wells eine Lanze für die bislang wenig gebräuchliche Nutzung der Eosinophilenzahlen, zusätzlich zu den bei COPD etablierten Verlaufsparametern. Vieles spreche dafür, dass eosinophile Inflammation einen distinkten pathophysiologischen Subtyp der COPD markiere, der sich hinsichtlich des Risikoprofils und des Ansprechens auf die Therapie von COPD-Manifestationen ohne Eosinophilie klar unterscheide. Dabei müsse man noch nicht einmal den gebräuchlichen oberen Grenzwert von 500 Zellen/μl heranziehen. In Fallserien und retrospektiven Analysen kontrollierter Studien zeigte sich schon ab relativen Werten über 2-4 % und ab absoluten Werten über 100-300 Zellen/μl ein deutlicher und mit dem Ausmaß der Eosinophilie korrelierter Anstieg des Risikos für häufige Exazerbationen, Rehospitalisierungen, beeinträchtigter Lebensqualität und einer beschleunigten Krankheitsprogression. Die gute Nachricht dabei: Der „eosinophile Subtyp“ scheint besonders gut auf die Therapie, insbesondere mit Kortikosteroiden, anzusprechen.
Auf Basis der bisher verfügbaren Daten schlagen Wade und Wells vor, den Grad der eosinophilen Entzündung bei COPD wie folgt zu ermitteln:
 
• <150 Zellen/μl; <2 %: geringgradig
• ≥150 Zellen/μl; ≥2 %: mittelgradig
• ≥300 Zellen/μl; ≥4 %: hochgradig
 
Bei fehlender oder nur geringgradiger eosinophiler Inflammation könne man das Absetzen inhalativer Steroide erwägen. Eine mittelgradige Ausprägung spreche eher für deren Anwendung und bei einer hochgradigen seien sie definitiv angezeigt. TH
Quelle: Wade RC, Wells JM: POINT: Are eosinophils useful for the management of COPD? Yes. Chest 2020; 157: 1073-
ICD-Codes: J44.9

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