Erst Proteinurie, dann Visusverlust

Dass die Syphilis ein Chamäleon sein kann, zeigt der Fall einer 35-Jährigen, die wegen Myasthenia gravis seit vielen Jahren Pyridostigmin erhielt. Nach einer Bronchitis mit Ödembildung und Arthralgie wurde wegen Proteinurie eine Niere biopsiert. Das Resultat war nicht klar, aber mit fokal-segmentaler Glomerulo­sklerose vereinbar. Man gab u. a. ein Kortikoid. Nach Stomatitis mit Candida- sowie oralen Läsionen mit HSV-Nachweis fanden sich u. a. ein palmares Exanthem und Haarausfall, die beide als medikationsbedingt galten. Beidseitiger schwerer Visusverlust führte schließlich zum V. a. mykotische Endophthalmitis. Da die Therapie nicht ansprach, wurde für die Diag­nose vitrektomiert. Eine breit angelegte PCR-Suche nach bakteriellen 16S-ribosomalen RNA-Genen führte auf Treponema pallidum. Unter Penicillin besserten sich Visus und Proteinurie.