Aktuelle Zahlen zum Substanzmissbrauch

Praxis-Depesche 8/2016

Erst Rx-Opioide, dann Heroin?

Um dem Anstieg im Missbrauch verschreibungspflichtiger Opioide Herr zu werden, wurden in den USA zahlreiche Aufklärungs- und Überwachungsprogramme umgesetzt. Dies konnte diese Zahlen zwar etwas bremsen, zeitgleich nahm dafür der Heroinmissbrauch in den USA stark zu – vermutlich aber aus anderen Gründen.

In den USA ist die Zahl Heroinabhängiger zwischen 2007 und 2014 um 145% auf insgesamt 914 000 angestiegen. Die Zahl der an einer Überdosis Heroin Verstorbenen hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verfünffacht.
Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Opioide ist ein Hauptrisikofaktor für Heroinmissbrauch. Laut Studien aus verschiedenen Regionen der USA haben zwischen 40 und 70% aller Heroinnutzer zunächst mit dem Missbrauch verschreibungspflichtiger Opioide begonnen. Häufig stiegen sie mit steigender Opioidtoleranz und den zunehmenden Kosten auf „effizientere“ Administrationsmethoden wie Inhalation oder Injektion um, bevor sie an Heroin gerieten. Umgekehrt ist der Zusammenhang allerdings weitaus weniger stark ausgeprägt: Nicht jeder, der Rx-Opioide für nicht-medizinische Zwecke konsumiert, geht später zu Heroin über.
Dass die verschärften Präventionsmaßnahmen bzgl. verschreibungspflichtiger Opioide die Betroffenen zum alternativen Konsum von Heroin getrieben hat, halten die Autoren für unwahrscheinlich. Verantwortlich für den Trend ist vermutlich eher die „günstige Marktsituation“: Heroin ist mittlerweile leicht in hoher Qualität und zu einem günstigen Preis verfügbar. OH
Quelle:

Comptom WM et al.: Relationship between non - medical ... N Engl J Med 2016; 374(2): 154-63

ICD-Codes: F11.1

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