Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen

Praxis-Depesche 1-2/2022

Erste biologische Therapie in Europa

In Europa leiden bis zu 22 Millionen Menschen unter einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP). Die Europäische Kommission hat nun Mepolizumab als erste biologische, gegen Interleukin-5 (IL-5) gerichtete Therapie in Europa zugelassen, und zwar als Adjuvans zu intranasalen Kortikosteroiden für erwachsene Patienten mit schwerer CRSwNP.
Eine CRSwNP beruht auf einer anhaltenden eosinophilen Entzündung. Die Patienten entwickeln nasale Polypen, die chronische Symptome wie Nasenobstruktion, Geruchsverlust und Gesichtsdruck/Gesichtsschmerzen verursachen können. 40 % der CRSwNP-Patienten haben innerhalb von 18 Monaten nach chirurgischem Eingriff ein Rezidiv und werden erneut mit intranasalen oder oralen Kortikosteroiden behandelt. 79 % entwickeln auch danach ein Rezidiv. Über einen Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren müssen 37 % erneut operiert werden. Für die Therapie erwachsener CRSwNP-Patienten, bei denen systemische Kortikosteroide und/oder eine OP nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, steht nun Mepolizumab zur Verfügung. Der monoklonale Antikörper reduziert die Bluteosinophilen, hält sie aber auf einem gesunden Level, führte Prof. Ludger Klimek, Wiesbaden, aus. Es verringert Polypengröße und nasale Symptome, erhöht die Lebensqualität und reduziert die Notwendigkeit einer OP.
In die SYNAPSE-Studie wurden 414 erwachsene CRSwNP-Patienten zu Mepolizumab oder Placebo – jeweils als Add-on zur Standardtherapie – randomisiert. Sie waren mindestens einmal operiert worden. Über 70 % der Teilnehmer wiesen auch die Diagnose Asthma auf. Nach 52-wöchiger Therapie hatte sich der Gesamt-Endoskopie-NP-Score gegenüber dem Ausgangswert nur unter dem Verum signifikant (-0,73; p < 0,001) verringert. Auch hinsichtlich der Nasenobstruktion (VAS-Score) in den Wochen 49 bis 52 wurde ausschließlich unter Mepolizumab eine deutliche Besserung erzielt (-3,14, p < 0,001). Darüber hinaus reduzierte Mepolizumab die Notwendigkeit eines erneuten Eingriffs signifikant um 42 % (Hazard Ratio, HR 0,43, p = 0,003). Der SNOT-22-Score für die Lebensqualität verbesserte sich nur durch Mepolizumab im Vergleich zum Ausgangswert signifikant (p < 0,001). Die Reduktion der Bluteosinophilen in den Normalbereich ohne komplette Depletion wurde nach vier Wochen beobachtet und über die Studiendauer aufrecht erhalten (p < 0,001). Die Rate unerwünschter Ereignisse war in beiden Gruppen vergleichbar. Es ergab sich kein neues Sicherheitssignal unter Mepolizumab. GS
Quelle: Pressekonferenz: „Neue Perspektive für Patient*innen mit eosinophilen Erkrankungen“, 3.12.2021
ICD-Codes: J32.9

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