Rheumatoide Arthritis

Praxis-Depesche 5/2022

EULAR-Empfehlungen für Härtefälle

Manche Fälle von rheumatoider Arthritis sind schwer zu behandeln und erfordern besonders viel medizinisches Geschick. Eine neu gegründete Task Force der European League Against Rheumatism (EULAR) gibt hilfreiche Tipps für das Management.
Gemeint sind in diesem Kontext Fälle von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die kaum oder gar nicht auf eine konventionelle medikamentöse Therapie ansprechen. Anhand verfügbarer Daten erarbeitete das 34-köpfige Team der EULAR einen Algorithmus genau für diese Situation.
Die ersten beiden Empfehlungen für das Management schwer behandelbarer RAFälle ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, nämlich das Stellen einer leitliniengerechten Diagnose und eine sorgfältige Abklärung des Entzündungsgeschehens. Elf weitere Empfehlungen gehen aber mehr ins Detail: Zum Beispiel warnt die Task Force, dass bei Personen mit entzündungsfördernden Begleiterkrankungen wie Übergewicht oder Fibromyalgie die inflammatorische Aktivität zu hoch eingeschätzt werden kann. Außerdem sollte man auch an die Möglichkeit denken, dass eine andere Erkrankung die Symptome der RA verschleiern oder nachahmen kann. Auch Komorbiditäten, die das Therapieangebot einschränken, gilt es in Härtefällen ins Visier zu nehmen und angemessen zu behandeln, um sich ein Stück des therapeutischen Freiraums wieder zurückzuerobern. Bei der Therapiegestaltung kann man sich an folgende Faustregel halten: Nach Versagen zweier aufeinanderfolgender ähnlicher Therapien sollte ein Mode-of-Action- Wechsel erwogen werden.
Eine wichtige Säule im Management schwer zu behandelnder RA-Patient:innen stellt – das betont die Autorengruppe – das Beratungs- und Schulungsangebot für Patient: innen dar. Betroffene mit funktionalen Einschränkungen oder Schmerzen sollten Interventionen angeboten bekommen, die die Selbstwirksamkeit fördern, wie zum Beispiel Sportprogramme oder psychologische Unterstützung. Besonders wichtig für komplexe Fälle ist auch eine gute Arzt- Patienten-Beziehung, damit die Therapie nicht an Adhärenzproblemen scheitert.
In vielen Punkten ist die Datenlage allerdings dünn. Unter anderem sollte in künftigen Studien noch geklärt werden, inwieweit Biopsien aus Gelenkgewebe zur Diagnostik oder Therapiefindung beitragen können, ob schwer behandelbare Fälle möglicherweise durch ein früheres Eingreifen verhindert werden können und welche Rolle Lebensstilfaktoren wie das Rauchen und Übergewicht im Krankheitsgeschehen der schwer zu behandelnden RA spielen. AAB
Quelle: Nagy G et al.: EULAR points to consider for the management of difficult-to-treat rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis 2022; 81(1): 20-33
ICD-Codes: M06.9

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