Besteck zeigt die Uhrzeit auf dem leeren Teller

Blutdrucksenkung durch Ernährungsumstellung

Praxis-Depesche 6/2021

Fasten vor Diät verbessert Ergebnisse

Wer seinen Ernährungsstil ändern sollte, um den Blutdruck zu normalisieren, erzielt bessere Effekte, wenn der Diät eine Fastenkur vorausgeht. Patient:innen können damit ihren Gesundheitszustand langfristig verbessern, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie in Nature Communications.
Jede:r vierte Deutsche leidet am metabolischen Syndrom mit einigen oder allen der dazugehörenden Diagnosen: Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus. Jede Einzelne davon gilt als Risikofaktor für schwerwiegende Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems. Zur Therapiestrategie zählt, Gewicht zu reduzieren und den Fettund Kohlenhydratstoffwechsel sowie den Blutdruck zu normalisieren. Neben Sport verordnen Ärztinnen und Ärzte als nicht medikamentöse Maßnahme eine kalorienarme und gesunde Ernährung als Ergänzung zur häufig notwendigen medikamentösen Behandlung. Welche Effekte die Ernährung dabei auf das Mikrobiom, das Immunsystem und damit auf den Gesundheitszustand hat, ist allerdings nicht vollständig geklärt. Eine Forschungsgruppe des Max-Delbrück- Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), Berlin, und des Experimental and Clinical Research Center (ECRC) an der Charité hat nun untersucht, was eine Ernährungsumstellung bei metabolischem Syndrom bewirkt.
71 Proband:innen mit metabolischem Syndrom und erhöhtem systolischem Blutdruck wurden in zwei Gruppen randomisiert. Beide Gruppen ernährten sich drei Monate lang nach der DASH-Diät, dem Dietary Approach to Stop Hypertension – einem Ernährungsansatz gegen Bluthochdruck. Eine der beiden Gruppen nahm vor Start der Diät fünf Tage lang keinerlei feste Nahrung zu sich. Mithilfe der Immunphänotypisierung beobachteten die Wissenschaftler:innen, wie sich die Immunzellen während der Ernährungsumstellung veränderten. Das angeborene Immunsystem blieb während des Fastens stabil, während das adaptive Immunsystem herunterfuhr. Dabei nahm insbesondere die Anzahl an entzündungsfördernden T-Zellen ab, während sich regulatorische T-Zellen vermehrten. Anhand von Stuhlproben untersuchten die Forschenden außerdem die Auswirkungen des Fastens auf das Mikrobiom des Darms. Während des Nahrungsverzichts veränderte sich die Zusammensetzung des Ökosystems der Darmbakterien stark. Dabei vermehrten sich vor allem die gesundheitsfördernden Bakterien, was die Blutdrucksenkung begünstigen kann. Einige dieser Veränderungen blieben auch nach erneuter Nahrungsaufnahme bestehen. Bei den Proband: innen, die mit einer fünftägigen Fastenperiode in die gesunde Ernährung eingestiegen waren, blieben der Body Mass Index, der Blutdruck und der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten dauerhaft niedriger.
Um sicherzustellen, dass dieser positive Effekt tatsächlich auf das Fasten und nicht auf die Medikamente zurückzuführen war, die die Proband:innen einnahmen, wurden diese Ergebnisse mithilfe von Künstlicher Intelligenz statistisch ausgewertet. Die Erkenntnisse: Eine Umstellung auf gesundes Essen wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus, geht der Diät eine Fastenkur voraus, verstärkt sich dieser Effekt sogar noch. AT
Quelle: Maifeld A et al.: Fasting alters the gut microbiome reducing blood pressure and body weight in metabolic syndrome patients. Nature Communications. doi: 10.1038/s41467-021-22097-0
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