Dem Fieberverlauf in den ersten 72 h nach der Klinikaufnahme kommt eine wichtige Bedeutung zu, zumal dieser Parameter sofort überall verfügbar ist. Seinen Wert für die Prognose verdeutlicht eine aktuelle Kohortenstudie, in der man bei 12.413 Sepsis-Patienten über drei Tage hinweg im Schnitt 20 Fiebermessungen durchführte. 38 % der Patienten waren zumindest einmal febril und 81 % waren zumindest einmal hypotherm. Entsprechend des Fieberverlaufs bildete man vier Gruppen: 33 % waren normotherm, 29 % hypotherm, 23 % hypertherm mit schneller Rückbildung und 15 % hypertherm mit langsamer Rückbildung.
Die intrahospitale Mortalität war bei den hyperthermen Patienten mit schneller Entfieberung mit 2,9 % am niedrigsten, bei der hypothermen Subgruppe mit 9,5 % deutlich höher und bei Hyperthermie mit langsamer Rückbildung mit 10,2 % am höchsten.
Die Hypothermie war am ersten Tag der Sepsis mit einer persistierenden Lymphopenie assoziiert, was ein Ausdruck der Sepsis-induzierten Immunsuppression ist. Eine Hypothermie könnte somit ein spezifischer Marker für eine Immunsuppression sein. Die Fiebermessung könnte also helfen, diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine Reinfektion aufweisen und von einer Immunmodulation in einer späteren Sepsis-Phase profitieren könnten. PS