Übergewicht

Praxis-Depesche 3/2017

Fitness-App bringt wenig

Wer kennt sie nicht, die Fitness-Armbänder, die jede körperliche Aktivität in verbrauchte Kalorien umrechnen. In Kurzzeitstudien zeigte sich bereits, dass diese technischen Hilfsmittel während einer Diät die Gewichtsreduktion durchaus unterstützen können. Ob sich diese Ergebnisse auch auf langfristige Bedingungen übertragen lassen, untersuchte nun ein Team der Universität Pittsburgh.

Sie beobachteten die Diäterfolge von 470 übergewichtigen Probanden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren und einem Body Mass Index (BMI) von 25 bis 40 kg/m2. Die Studienteilnehmer mussten sich über 24 Monate an einen vorgegebenen Diätplan halten, die Kalorienzufuhr drosseln und regelmäßig körperlich aktiv sein. In den ersten sechs Monaten wurden die Teilnehmer in wöchentlichen Treffen von Experten intensiv betreut. Dann wurden sie zu zwei Gruppen randomisiert: Gruppe 1 sollte den Diätplan weiterhin befolgen. Außerdem sollte sie ihre tägliche Kalorienaufnahme und sportliche Aktivität auf einer Webseite dokumentieren. Die Teilnehmer wurden telefonisch betreut, bekamen Nachrichten per Handy und konnten sich auf einer Webseite weiter informieren. In Gruppe 2 war alles gleich, doch bekamen diese Probanden auch ein Fitness-Armband. Dieses dokumentierte über ein kleines Display und auch per Computersoftware nicht nur die körperliche Aktivität, sondern online auch die Kalorienzufuhr. Die Experten nutzen die übermittelten Daten für die Betreuung der Probanden. Primärer Endpunkt war die Gewichtsabnahme über 24 Monate.
Doch das Ergebnis nach 24 Monaten war ernüchternd: Zwar war der Gewichtsverlust in beiden Gruppen signifikant, aber in Gruppe 2 erheblich geringer als in Gruppe 1. Die Post-hoc-Analyse zeigte, dass alle Teilnehmer in den ersten sechs Monaten prozentual ungefähr gleich abgenommen hatten, nämlich 9,4% (Gruppe 1) bzw. 8,4% (Gruppe 2). Nach zwölf, 18 und 24 Monaten war der Unterschied aber signifikant. Die Gewichtsreduktion betrug nun 8,9 versus 7,0%, 7,9 versus 5,6% und 6,4 versus 3,6%. Insgesamt hatten die Probanden der Gruppe 1 5,9 Kilogramm abgenommen. Die Mitglieder der Gruppe 2 hatten trotz Verwendung des Fitnesstrackers aber lediglich 3,5 Kilogramm verloren.
Die Autoren folgern aus diesem Resultat, dass Fitness-Armbänder anscheinend die Teilnehmer nicht automatisch zu einer besseren Ernährung und mehr Aktivität motivieren. Positiv vermerkten sie, dass sich in beiden Gruppen die Fitness signifikant verbessert hatte, die körperliche Aktivität deutlich gesteigert wurde und sich die Probanden gesünder ernährten.
Die Autoren fordern weitere Untersuchungen zur Klärung, ob sich ein solches Fitness- Armband als alleinige Motivation zu einem gesünderen Lebensstil eignet. GS
Quelle:

Jakicic JM et al.: Effect of wearable technology combined with a lifestyle intervention on long-term weight loss: the IDEA randomized clinical trial. JAMA 2016; 316: 1161-71

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