Psoriasis-Therapie auf dem Studien-Prüfstand

Praxis-Depesche 12/2017

Fumarsäure-Ester sind ein (schwach) evidenzbasiertes Therapiekonzept

Seit 1994 sind die Fumarsäure-Ester als systemische Therapie bei einer schweren Psoriasis in Deutschland zugelassen, wenn eine Therapie mit Externa nicht ausreichend wirksam ist. Ein systematisches Review der verfügbaren Daten aus randomisierten und Beobachtungsstudien ergibt eine schwache Evidenz für dieses Therapieprinzip.

Obwohl Fumarsäure-Ester seit über 20 Jahren in Deutschland für die Behandlung der schweren Psoriasis zugelassen sind, werden immer wieder Zweifel an ihrer Wirksamkeit geäußert, zumal der eigentliche Wirkmechanismus unbekannt ist, und bisher keine überzeugende Evidenz vorgelegt werden konnte. Und auch die Nebenwirkungen stehen in der Kritik. Dazu gehören Flush, Übelkeit, Magenkrämpfe und Diarrhoe, ebenso wie die sehr selten auftretenden, meist durch eine Überdosierung verursachten renalen Schädigungen mit Proteinurie und Anstieg des Kreatinin-Wertes.
Für Klarheit über die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie sollte nun ein systematisches Review aktueller Daten sorgen. Jedoch war die Qualität vieler der eingeschlossenen Studien vor allem im Hinblick auf die Einschlusskriterien gering. Die meisten Studien waren unverblindet und nicht kontrolliert. Auch konnte wegen der Heterogenität der Studien keine Metaanalyse durchgeführt werden, die Patientendaten daher nicht kumuliert ausgewertet werden.
Somit konnten nur die Ergebnisse von sieben von 61 randomisiert kontrollierten Studien in die Auswertung einbezogen werden. Die Analyse dieser Daten zeigte leicht unterschiedliche, insgesamt aber konsistente Behandlungsergebnisse. Die Abnahme der befallenen Hautareale bzw. des Schweregrad-Index schwankte zwischen 42 und 65% nach einer Behandlungsdauer von 12 bis 16 Wochen. Die Ergebnisse von 37 Beobachtungsstudien mit Daten von 3457 Patienten fielen ähnlich aus.
Was das Nebenwirkungsrisiko betrifft, so ergaben sich keine wesentlichen neuen Gesichtspunkte. Schwere gastrointestinale Unverträglichkeiten und Flush führten bei 6 bis 40% der Patienten zu einem Abbruch der Therapie. Auch Blutbildveränderungen wie eine Lymphozytopenie oder Eosinophilie und Leberwerterhöhungen waren häufig, führten aber nur selten zu einem Therapieabbruch. Doch gerade im Hinblick auf die Risiken muss nach Meinung der Autoren betont werden, dass es bisher keine Langzeitdaten gibt, und eine abschließende Bewertung der Sicherheit dieser Langzeittherapie daher immer noch nicht möglich ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nach den Ergebnissen dieses Review für Fumarsäure-Ester bei der Behandlung der Psoriasis durchaus eine Evidenz besteht, allerdings nur eine schwache.
Besonders bewährt hat sich die Therapie mit Fumarsäure-Estern bei der mittel- bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis. Aber auch lokalisierte oder generalisierte exsudative Psoriasis-Formen wie die Psoriasis pustulosa generalisata und die Pustulosis palmaris et plantaris sprechen auf eine solche Therapie an. Das gleiche gilt für die therapieresistente Psoriasis capitis und die psoriatische Nagelbeteiligung.
Vergleichsstudien mit anderen systemischen Therapieoptionen haben ergeben, dass die Wirksamkeit von Fumarsäure-Estern durchaus vergleichbar ist mit der von Methotrexat, und dass die Wirksamkeit der Fumarsäure-Ester derjenigen von Biologika wie Efalizumab sogar überlegen ist. PS
Quelle:

Balak DM et al: Efficacy, effectiveness and safety ... Br J Dermatol 2016; 175(2): 250-62

ICD-Codes: L40.9

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