Narkolepsie

Praxis-Depesche 8/2005

Funktionelle Autoantikörper als Marker?

Die Narkolepsie, eine chronische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, gilt weithin als Autoimmunerkrankung, u. a. aufgrund der engen Relation zum HLA-DQB1*0602-Allel. Bisher wurde kein Autoantikörper gefunden. Nach Transfer von IgG Erkrankter auf Mäuse zeigten Immunologen aus Australien nun eine Verstärkung der Wirkung von Acetylcholin auf glatte Muskelzellen.

Es gibt Hinweise für Veränderungen der cholinergen Neurotransmission bei der Narkolepsie mit ihren Symptomen Tagesschläfrigkeit, Kataplexie und "sleep-onset"-REM-Phasen. So war bei Hunden zentrale cholinerge Hypersensitivität mit Kataplexie verbunden. Die Forscher, die u. a. bereits einen Assay für funktionelle Autoantikörper bei Sjögren-Syndrom entwickelt hatten, injizierten Mäusen IgG von neun Betroffenen und neun Kontrollpersonen. Zwei Tage später wurden Streifen der Blasenmuskulatur elektrisch gereizt - was zur Ausschüttung von Acetylcholin führt - oder mit Carbachol stimuliert. Bei mit Patienten-IgG behandelten Tieren waren die Kontraktionen deutlich stärker. Am sympathisch innervierten Vas deferens fanden sich keine Unterschiede. Diese Ergebnisse sind vereinbar mit dem Vorliegen eines funktionellen Autoantikörpers, der die postganglionäre cholinerge Transmission verstärkt. Nun ist u. a. nach dessen Zielantigen zu suchen. Die Tagesschläfrigkeit bei Narkolepsie wird mit einem Mangel am exzitatorischen Neurotransmitter Orexin in Zusammenhang gebracht. Orexinhaltige Neuronen kommunizieren eng mit cholinergen Zellen. Langzeitversuche mit Mäusen sind nötig, um einen Einfluss der Antikörper zu klären. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen könnte neue diagnostische und Therapie-Möglichkeiten eröffnen.

Quelle: Wise, MS: A functional autoantibody in human narcolepsy?, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 364 (2004), Seiten: 2076-2077: , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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