Patient:innen mit COPD sind einem doppelt so hohen Risiko ausgesetzt, eine Gebrechlichkeit zu entwickeln als Patient:innen ohne COPD. Deswegen ist es bei Personen mit COPD umso wichtiger, Anzeichen eines fragilen Zustands frühzeitig zu erkennen und den individuellen Therapieplan entsprechend anzupassen.
Gebrechlichkeit befeuert Komplikationen
Das Review schloss insgesamt 25 Studien mit COPD-Patient:innen ≥ 65 Jahre ein. Daten zur Prävalenz von Altersgebrechlichkeit lagen in 22 Studien vor; sie wurde mithilfe verschiedener Tools erfasst und reichte von 6 bis 85,9 %. In einer retrospektiven Kohortenstudie verschlechterten sich folgende Outcomes bei gebrechlichen COPD-Patient:innen in einem stärkeren Ausmaß als bei den nicht gebrechlichen Personen mit COPD:
- Hospitalisierung: 32,9 vs. 17,5 %
- Mortalitätsrate im Krankenhaus: 16,4 vs. 12,5 %
- Schwierigkeiten beim nach Hause kommen nach einem Krankenhausaufenthalt: 34,6 vs. 22,9 %
Eine erhöhte Gebrechlichkeit war ein unabhängiger Risikofaktor für einen Krankenhausaufenthalt von > 30 Tagen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rehospitalisierung war bei stark gebrechlichen Patient:innen mehr als doppelt so hoch wie bei nicht gebrechlichen Patient:innen (45 vs. 18 %). Nach Adjustierung nach Alter und krankheitsbezogenen Faktoren blieb eine schwere Gebrechlichkeit ein unabhängiger Risikofaktor für eine Rehospitalisierung innerhalb von 90 Tagen (OR 5,19; 95 %-KI 1,26–21,50).
Griffkraft sagt Exazerbationen voraus
In verschiedenen Studien war körperliche Schwäche, die mittels Messung der Griffkraft bewertet wurde, ein Prädiktor für eine akute Exazerbation der COPD. In einer Longitudinalstudie mit 2.706 Patient:innen führte die Komorbidität von COPD und Gebrechlichkeit zu einer um bis zu 95 % erhöhten Dreijahres-Mortalitätsrate.
Nur eine Studie beschäftigte sich mit Interventionen bei COPD-Patient:innen mit Altersschwäche: 100 Patientenpaare wurden gematcht. 57 % hatten ein erhöhtes Gebrechlichkeitsrisiko, 71 % litten zudem an einer Atemwegserkrankung (89 % COPD). Eine Kombination aus pharmakologischen und nicht pharmakologischen Therapien führte zu kürzeren Krankenhausaufenthalten, weniger Hospitalisierungen und weniger Vorstellungen in der Notaufnahme. Die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests und des Barthel-Index verbesserten sich. Angesichts der hohen Risiken, die mit erhöhter Gebrechlichkeit einhergehen, raten die Autor:innen dringend zu der Durchführung eines Gebrechlichkeits-Screenings bei allen COPD-Patient:innen, um deren Klinik zu verbessern.