Diagnosekriterien für COPD

Praxis-Depesche 6/2017

Gelten vielleicht nicht für Raucher

Als GOLD-Kriterium für die Diagnose einer COPD gilt, dass das Verhältnis von FEV1 und forcierter Vitalkapazität (FVC) einen Wert >0,7 haben muss (nach Anwendung eines Bronchodilatators). Dies gilt aber anscheinend nicht für ehemalige und aktive Raucher.

In eine prospektive Beobachtungsstudie wurden insgesamt 2736 aktive oder ehemalige Raucher mit mindestens 20 Packungsjahren sowie gesunde Personen, die nie geraucht hatten, aufgenommen. Die Arbeitsgruppe überprüfte, ob aktive oder ehemalige Raucher, die trotz unauffälliger Lungenfunktion die für eine COPD typischen Symptome zeigten, ein höheres Risiko für Exazerbationen aufweisen als aktive und ehemalige Raucher mit erhaltener Lungenfunktion ohne Beschwerden.
Die Hälfte der aktiven und Ex-Raucher mit normaler Lungenfunktion wiesen respiratorische Symptome auf. Die durchschnittliche Rate respiratorischer Exazerbationen, die den Einsatz von Antibiotika, systemischen Kortikosteroiden oder eine Krankenhauseinweisung erforderten, lag unter diesen Studienteilnehmern signifikant höher als bei den asymptomatischen aktiven und Ex-Rauchern sowie den Kontrollen. Im 6-min-Gehtest schnitten die symptomatischen aktiven und Ex-Raucher ebenfalls am schlechtesten ab.
Obwohl sie keine COPD-Kriterien erfüllen, haben symptomatische aktive oder Ex-Raucher mit normaler Lungenfunktion Exazerbationen. „Diese Patienten erhalten möglicherweise ‚nach Leitlinie‘ eine Reihe von Medikamenten ohne jegliche Evidenz“, so die Autoren. GS
Quelle:

Woodruff PG et al.: Clinical significance of symptoms in smokers ... N Engl J Med 2016; 374: 1811-21

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