Obstruktive Schlafapnoe

Praxis-Depesche 10/2022

Gestörtes Gehör und Gleichgewicht

Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) kollabieren im Schlaf die oberen Atemwege teilweise oder vollständig, sodass die Luftpassage blockiert wird und die Sauerstoffsättigung im Blut sinkt, bis die Betroffenen davon aufwachen. Dies kann über die Eustachische Röhre auch Gehör und Gleichgewichtsssinn schädigen.
Hintergrund
Die Eustachische Röhre verbindet Nasopharynx mit dem Mittelohr und sorgt für dessen nötige Belüftung und Druckausgleich am Trommelfell. Da es bei der OSA auch meist der Naso- oder Oropharynx sind, die kollabieren, liegt es nahe, dass dadurch auch die Funktion der Eustachischen Röhre und die Schallübertragung zum Innenohr eingeschränkt werden. Druckänderungen im Mittelohr könnten außerdem die vestibulären Neuronen und damit den Gleichgewichtssinn beeinflussen.
Die Datenlage zum Einfluss von OSA auf Gehör und Gleichgewicht – so das Ergebnis einer Metaanalyse mit 45 Studien – ist mager, lässt aber durchaus einige Rückschlüsse zu. So zeigen epidemiologische Untersuchungen, dass Personen mit plötzlichem sensorineuralem Hörverlust (SSNHL) ein um 43 % höheres Risiko für eine OSA tragen und auch häufiger Tubenfunktionsstörungen aufweisen (letzteres oft in Verbindung mit gastroösophagealer Refluxkrankheit). SSNHL und Tubenfunktionsstörungen sollten daher zu einer Untersuchung auf OSA veranlassen und vice versa.
 
Hörverlust bei hohen Frequenzen
In mehreren Studien wurden bei Personen mit OSA erhöhte Hörschwellen berichtet. Bei Frequenzen von 250 bis 8.000 Hz wurde nur ein leichter Hörverlust (20 bis < 35 dB), bei höheren Frequenzen von 9.000 bis 16.000 Hz ein mittelschwerer bis schwerer Hörverlust (35 bis < 65 dB) festgestellt. Die Einbußen im Hörvermögen scheinen dabei mit der Höhe des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) zu korrelieren. Auch in sprachaudiometrischen Tests schnitten OSA-Patient:innen oft schlechter ab. Zudem wiesen sie verringerte Amplituden der otoakustischen Emissionen auf, was auf eine Verschlechterung der Cochleafunktion hinweist. Die Evidenz zum Einfluss der OSA auf die zentrale Hörverarbeitung ist uneindeutig.
 
Belastender Schwindel
In einigen Studien zeigten OSA-Patient:innen verglichen mit Kontrollpersonen häufiger einen Nystagmus, was zu einer instabilen Körperhaltung führen kann. Zudem berichteten viele von ihnen, sich von auftretenden Schwindelepisoden erheblich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt zu fühlen. VEMP-Messungen (Elektrocochleografie) bestätigten, dass entweder der Hirnstamm und/oder der Gleichgewichtsnerv von OSA beeinträchtigt werden. OB
Quelle: Cheung ICW et al.: The relationship between obstructive sleep apnea with hearing and balance: a scoping review. Sleep Med 2022; 95: 55-75
ICD-Codes: G47.3

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