Mit zehn Jahren haben Kinder in der Regel ein gutes Verständnis vom Tod und seiner irreversiblen, endgültigen und unvermeidbaren Implikationen. Mord und Totschlag in Kinofilmen zu erleben, kann für Kinder ein traumatisches Ereignis darstellen. Wie oft derartige Szenen in Kinderfilmen vorkommen, untersuchte ein Artikel des British Medical Journals in seiner Weihnachtsausgabe 2014.
Es wurden die 45 beliebtesten Kinderzeichentrickfilme mit 90 Erwachsenenfilmen der Jahre 1937 („Schneewittchen“) bis 2013 („Die Eiskönigin“) verglichen. Alle Kinderfilme waren als unbedenklich eingestuft („G-general audience“ bzw. „PG-parental guidance“). Es wurde mittels Kaplan-Meier-Diagramm analysiert, wie viele relevante Charaktere in den Filmen nach welcher Zeit ihr Leben lassen mussten. Ausgeschlossen wurden Filme, bei denen „nur“ Autos, Roboter oder Spielzeuge „starben“.
In zwei Dritteln aller Kinderfilme starb einer der Comic-Hauptdarsteller (versus 50% bei Erwachsenenfilmen). Das Letalitätsrisiko war für Kinderfilm-Charaktere im Vergleich deutlich erhöht (HR 2,52; 95% KI 1,30 - 4,90); Haupttodesursachen waren Tierangriffe und Stürze (im Gegensatz zu Schussverletzungen, KfZ-Unfällen und Krankheit bei Erwachsenen). Mord-Szenen kamen ebenfalls in den Cartoon-Streifen häufiger vor: HR 2,78; 95% KI 1,02 - 7,58).
Besonders früh im Plot starb Nemos Mutter in „Findet Nemo“ (gefressen von einem Barracuda nach nur vier Minuten und drei Sekunden) und Tarzans Eltern nach 4’ 8’’. Ein Reviewer der Originalarbeit konnte den Hinweis geben, dass die ersten fünf Minuten in „Findet Nemo“ vergleichbar schrecklich waren wie die berühmte Duschszene in Alfred Hitchcocks Psycho. Eltern sollten Zeichentrickfilme besser gemeinsam mit ihren Kindern ansehen, um ggf. emotional unterstützen zu können. CB