Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht, den G-Punkt? In der Stadt der Liebe, Paris, machten sich Radiologen auf die Suche nach dem G-Punkt, der von Ernst Gräfenberg in den 1940/50ern als „erogener Bereich an der anterioren Vaginalwand“ beschrieben wurde. „Es war für uns völlig überraschend, dass es zu diesem seit Jahrhunderten diskutierten Thema noch keine ausführlichen MRT-Untersuchungen gab, zumal die Bildauflösung moderner MRT deutlich zugenommen hat“, so die Begründung der Autoren für ihre Forschung.
Man sah sich die axialen und sagittalen MRT-Schnitte von 21 Frauen an, die wegen irgendwelcher Beschwerden in das 1,5-Tesla- Gerät geschoben worden waren. Einen Teil der Untersuchungen führte man durch, nachdem man in die Vagina inertes Ultraschallgel instilliert hatte.
Bei 62% der Untersuchungen fand man ein anatomisches Korrelat des G-Punkt-Komplexes (GSC, G-spot complex) im Bereich der anterioren vaginalen Wand. Allerdings sah man den GSC überwiegend in den Fällen, bei denen das Ultraschallgel verwendet wurde (10/10). Ohne Gel lag die „GSC-positiv- Rate“ bei nur 27%. Das als GSC indentifizierte Gewebe lag bei 38% rechtsseitig, bei 24% linksseitig der Medianlinie und bei 38% exakt median. In einem Fall fand man lediglich in der posterioren Vaginalwand eine „GSC-verdächtige“ Gewebeansammlung.
Der transverse Diameter im Axial-Schnitt des GSC lag im Schnitt bei 15,9 mm, die Dicke betrug 5,3 mm und die kranio-kaudale Ausdehnung 15,9 mm. Vom Urethra-Meatus war der untere GSC-Rand 23,6 mm entfernt.
Die Autoren fanden also tatsächlich in vivo ein morphologisches Korrelat des von Gräfenberg beschriebenen „erogenen Bereichs“. CB