Zweittumor durch Bestrahlung

Praxis-Depesche 17/2001

Glioblastom folgt auf Meningeom

Die stereotaktische Radiochirurgie ermöglicht es, intraoperativ eine hohe Strahlendosis präzise auf ein Zielgewebe zu richten und umliegende Strukturen zu schonen. Die Technik wird immer häufiger auch bei benignen Veränderungen in der Neurochirurgie eingesetzt - sie hat aber auch Nebenwirkungen, insbesondere auch die Induktion von Zweittumoren.

Amerikanische Neurochirurgen beschreiben den Fall einer 70-jährigen Patientin, die sieben Jahre nach stereotaktischer Radiochirurgie bei Meningeom nun ein Glioblastom im Bestrahlungsbereich entwickelte. Bereits früher wurde über die Entwicklung von Glioblastomen nach zerebraler Bestrahlung berichtet, so z. B. bei Hypophysenadenomen oder Leukämien im Kindesalter. Die Bestrahlungsdosen lagen zwischen 400 und 6000 cGy, die Latenzzeit bis zur Entwicklung des Glioblastoms betrug durchschnittlich zehn Jahre. Die Autoren gehen davon aus, dass in Zukunft noch häufiger über Tumorinduktion durch Bestrahlung berichtet wird, da die Technik der stereotaktischen Radiochirurgie immer öfter angewandt wird. Obwohl diese Methode sicher und effektiv in der Behandlung des Ersttumors ist, könnte die erhöhte Inzidenz der Zweittumoren dazu führen, dass gerade bei jungen Patienten mit benignen Läsionen dem rein chirurgischen Eingriff wieder der Vorzug gegeben wird. (MO)

Quelle: Yu, JS: Glioblastoma induction after radiosurgery for meningioma, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 356 (2000), Seiten: 1576-1577

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