Bei der körperlichen Untersuchung eines Patienten achtet man auf eine Reihe von Symptomen und Zeichen, um sich schnell einen Eindruck über den Gesundheitszustand zu verschaffen. Jetzt zeigte sich, dass die Griffkraft eine sehr gute Aussagekraft bzgl. zahlreicher Gesundheitsrisiken hat – und zudem ist sie einfach zu bestimmen.
Über 500 000 Teilnehmer zwischen 40 und 69 Jahren wurden in die Kohortenstudie eingeschlossen. Man bestimmte die Griffstärke in kg an beiden Händen und bildete daraus den Mittelwert. Diesen setzte man dann in Assoziation zu: Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Erkrankungen und Mortalität, respiratorische Erkrankungen (u. a.
COPD), onkologische Erkrankungen (jegliche Krebserkrankung, kolorektal, pulmonal, Lunge, Mamma, Prostata).
Während des Nachbeobachtungszeitraums von im Durchschnitt 7,1 Jahren starben 2,7% der Teilnehmer. Pro 5 kg geringerer Griffkraft stieg das Risiko für Frauen zu versterben um 20% an, bei Männern um 16%. Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhte sich um 19 bzw. 22%, für
COPD um 24 bzw. 19% und für die Inzidenz einer malignen Erkrankung um 17 bzw. 10%. Einige der Assoziationen waren bei jüngeren Teilnehmern stärker ausgeprägt als in hohem
Alter. Es zeigte sich zudem, dass ein Risikoscore bestehend aus
Alter, Geschlecht, Diabetes, BMI, Blutdruck und Rauchen durch die Hinzunahme der Griffstärke den Gesundheitsverlauf noch besser vorhersagen konnte.
Die Ergebnisse sind durchaus plausibel, denn neben der Bewegungs- und Haltefunktion hat die Muskulatur noch zahlreiche weitere Aufgaben, z. B. als Protein-Donor, zur Bereitstellung von Gluconeogenese-Ausgangsstoffen und bei der Glucoseverwertung. Die Bestimmung der Griffkraft ist in der Praxis einfach und kann ohne Probleme auch von der MFA durchgeführt werden. CB