Kinder, die im Wachstum zurückbleiben, gibt es überall; in den USA hat sich das Problem aber in der Öffentlichkeit verschärft, nachdem die Zulassungsbehörde FDA im Jahre 2003 den Einsatz von Wachstumshormon (GH) bei Kindern mit idiopathischem Kleinwuchs (Größe unter der 1. Perzentile) zugelassen hat. Plötzlich sah man bei 500 000 Kindern eine Indikation für die teure Behandlung. Wer mit diesem Problem konfrontiert wird, muss die Differenzialdiagnosen bei Kleinwuchs kennen. Neben echtem GH-Mangel gehören Hypothyreose, Turner-Syndrom und chronische Krankheiten dazu. Bei den meisten Kindern wird es auf die Diagnose von idiopathischem Kleinwuchs hinauslaufen, den man auch als eine physiologische Variante der Körpergröße verstehen sollte. Dahinter stecken familiäre Kleinheit, Veranlagung für Verzögerung von Wachstum und Pubertät oder beides. Wenn eine solche Ursache nicht offenkundig ist, sind Laboruntersuchungen angesagt. Dazu gehören Tests auf Schilddrüsenstörungen, Nierenprobleme (Elektrolyte, Kreatinin), entzündliche und immunologische Prozesse (BKS, tissue transglutaminase antibodies), hämatologische Anomalien (Blutbild). Manchmal gibt es Anlass für genetische Tests auf bestimmte Syndrome mit Kleinwuchs. Die GH-IGF-1-Achse analysiert man zunächst mit der IGF-1-Messung. Das GH misst man nach Stimulation. Ggf. untersucht man Hypothalamus und Hypophyse mit Kernspin. Auch ohne echten GH-Mangel kann man laut FDA mit GH behandeln und vielleicht einige cm mehr Größe erzielen. Die langfristigen Risiken der GH-Gabe sind aber noch wenig erforscht. WE
Kleinwuchs
Praxis-Depesche 11/2014
Guter GH-Rat ist teuer
Wegen Kleinwuchs landen viele Kinder beim Endokrinologen. Meistens könnte man den Eltern sagen, dass alles in Ordnung ist, aber viele wollen das nicht hören.
Quelle:
Allen DB et al.: Short stature in childhood – challenges and choices. N Engl J Med 2013; 368: 1220-28
ICD-Codes:
E23.0