Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 8-9/2019

Häufig als Typ 2 fehlinterpretiert

Die Manifestation eines Typ-1-Diabetes bei über 30-Jährigen wird nicht selten als Typ-2-Diabetes fehldiagnostiziert. Eine rasche Zunahme des Insulinbedarfs innerhalb der ersten drei Jahre sollte deshalb immer an einen Typ-1-Diabetes denken lassen und Anlass sein, mittels Bestimmung des C-Peptids die endogene Insulinsekretion zu messen.
Im Rahmen einer klinischen Studie wurde bei 583 über 30-jährigen Patienten mit einem insulinpflichtigen Diabetes nach den typischen Charakteristika eines Typ-1-Diabetes gefahndet. Dazu gehören eine rasche Insulinpflichtigkeit innerhalb der ersten drei Jahre und ein nicht nüchtern bestimmter C-Peptid-Wert von < 200 pmol/l.
Bei 21 % der Studienteilnehmer fand sich ein Typ-1-Diabetes. 38 % erhielten bei der Diagnosestellung kein Insulin, 47 % glaubten, an einem Typ-2-Diabetes erkrankt zu sein. Die rasche Insulinpflichtigkeit erwies sich als ein zuverlässiger Prädiktor für einen schweren endogenen Insulinmangel. 85 % wurden bereits im ersten Jahr insulinpflichtig und 47 % der Patienten, die primär nicht mit Insulin behandelt wurden, mussten innerhalb von drei Jahren auf Insulin umgestellt werden.
Die klinischen Charakteristika unterschieden sich bei den über 30-Jährigen nicht von denen bei jugendlichen Typ-1-Diabetikern. Der genetische Risiko-Score war bei den über 30-Jährigen aber niedriger, die Autoantikörper- Prävalenz höher. Angesichts dieser Daten sollte man bei der Erstmanifestation eines Diabetes bei über 30-Jährigen vor allem dann, wenn sie rasch insulinpflichtig werden, immer an einen schweren Insulinmangel und somit an einen Typ-1-Diabetes denken, der einer Insulintherapie bedarf. PS
Quelle: Nicholas JT et al.: Type 1 diabetes defined by severe insulin deficiency occurs after 30 years of age and is commonly treated as type 2 diabetes. Diabetologia (2019) 62: 1167-72

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