American Academy of Dermatology, San Francisco, 10.-15.3.2000

Praxis-Depesche 10/2000

Haare aufforsten, Haare auslichten

Eines der zentralen Themen auf der diesjährigen Jahrestagung der American Academy of Dermatology (AAD) waren Haarerkrankungen. Es gab interessante Berichte über einige Innovationen in der Behandlung von Alopezien und Hirsutismus.

Die topische Immuntherapie mit Diphenylcyclopropenon (DPCP) ist heute der Goldstandard bei mäßiger bis schwerer Alopecia areata. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Immunprozesse in der Pathogenese eine zentrale Rolle spielen, erläuterte J. Shapiro, Vancouver. Man beginnt die Therapie mit einer Lösung von 0,0001% DPCP, die zunächst auf eine Kopfhälfte aufgetragen wird. Bei den weiteren Applikationen, zunächst wöchentlich, wird die Konzentration gesteigert. Die Therapie ruft ein Erythem und Juckreiz hervor. Die andere Kopfhälfte dient anfangs als Kontrolle; mit ihrer Behandlung wird erst begonnen, wenn Haarwachstum auf der anderen Seite deutlich sichtbar wird. Sobald der "Nachwuchs" deutlich zu erkennen ist, wird die Häufigkeit der Applikationen reduziert. In Vancouver wurden bisher über 200 Patienten mit topischer Immuntherapie behandelt. Die Alopezie hatte im Mittel 9,5 Jahre bestanden. Meist waren mindestens 50% der Kopfhaut betroffen. Ein kosmetisch akzeptables Ergebnis erreichten 31% der Patienten. Je ausgedehnter die Alopezie, desto geringer waren die Erfolge (Abbildung). Im Mittel mussten zwölf Behandlungen absolviert werden, bis der erste Haarwuchs sichtbar wurde; ein befriedigendes Ergebnis war nach rund sechs Monaten erreicht. 24% der Patienten bekamen unter laufender Behandlung einen Rückfall. Für Männer mit androgenetischer Alopezie stehen mit Minoxidil und Finasterid zwei wirksame systemische Medikamente zur Verfügung. Minoxidil stimuliert den Haarfollikel und vermindert den Miniaturisierungs-Prozess. Es bewirkt einen Shift von telogen zu anagen im Haarzyklus. Der Blutfluss zum Follikel wird verstärkt. Mit einer 2%igen Minoxidil-Creme wurde in zwei plazebokontrollierten Studien eine hochsignifikante 4,5-fache Zunahme der Haarzahl nach acht bis 16 Wochen erreicht, wie R. Trancik, Kalamazoo, MI, mitteilte. Die meisten Frauen mit androgen bedingtem Haarausfall gehen wegen ihres Problems zum Friseur, nicht zum Arzt. Doch weder der eine noch der andere kann ihnen wirksam helfen. Weder Minoxidil noch Finasterid richten etwas gegen den "androgenetischen" Haarausfall der Frau aus. Für die Wirksamkeit von Finasterid liegen inzwischen Daten aus der Verlängerung plazebokontrollierter Studien über mehrere Jahre vor. Patienten, die vier Jahre kontinuierlich mit Finasterid behandelt worden waren, konnten den signifikanten klinischen Vorteil gegenüber Patienten, die vier Jahre lang Plazebo erhalten hatten, weiter stabilisieren. Auch die Haarqualität verbesserte sich unter Finasterid, wie neue Studien zeigen. Das Haargewicht nahm mehr zu als die Haarzahl. Die Anagen/Telogen-Ratio verbesserte sich gegenüber Plazebo um mehr als 40%. 40 von 100 Frauen leiden unter unerwünschtem Haarwuchs im Gesicht. Medikamente wie orale Kontrazeptiva oder Antiandrogene sollten nur bei klar androgenabhängigem Hirsutismus eingesetzt werden, erklärte E. A. Olsen, Durham, NC. Der Effekt besteht in einer Miniaturisation der Haare und tritt nicht vor Ablauf von sechs bis zwölf Monaten ein. Die Elektrolyse kann je nach Verfahren vorübergehend oder permanent wirksam sein. Sie dauert länger als die Lasertherapie, mindestens zehn Monate. Heute wird der Thermolyse der Vorzug unter den elektrolytischen Verfahren gegeben. Eine Reihe von Lasergeräten steht zur Epilation zur Verfügung. Je größer die Wellenlänge, desto höher die Eindringtiefe. Lasern führt jedoch nicht zu einem permanenten Haarverlust. Auch nach mechanischer Epilation kann es drei bis vier Monate dauern, bis das Haar wieder herauswächst - dies muss man bedenken, wenn man den Erfolg solcher Verfahren bewertet. Der unangenehmste Nebeneffekt sind bei beiden Methoden Pigmentierungen. Die Laser-Epilation ist damit mehr als die Elektrolyse behaftet. Eine neue topisch anwendbare Creme mit Eflornithin stellt einen Fortschritt für die Therapie unerwünschten Haarwuchses im Gesicht dar, meinte M. Sawaya, Miami, FL. Eflornithin hemmt die Proliferation von Haarfollikeln und die Keratinisierung im Haarschaft. 596 Frauen mit starkem unerwünschtem Haarwuchs an Oberlippe und Kinn nahmen an Phase-III-Studien teil, die 24 Wochen dauerten. Zwei Drittel der Frauen applizierten zweimal täglich das Verum-Präparat, ein Drittel Plazebo. Bereits nach zwei bis vier Wochen war bei guter lokaler Verträglichkeit eine Abnahme des Haarwachstums feststellbar. Die Notwendigkeit, sich rasieren zu müssen, nahm deutlich ab. Die Wirkung blieb bis zu einem Jahr erhalten.

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