Screening auf Karotisstenose

Praxis-Depesche 3/2015

Hände weg vom Schallkopf, oder?

Im Juli 2014 wurden aktualisierte US-Leitlinien zum Screening auf Karotisstenosen veröffentlicht (LeFevre ML et al., Ann Int Med 2014). Das Veto konnte eindeutiger nicht sein: Eine sonographische Untersuchung der Karotis auf Stenosen sollte bei asymptomatischen erwachsenen Menschen nicht durchgeführt werden.

KOMMENTAR

Die S3-Leitlinie aus 2012 zur Karotisstenose teilt die Ansicht des USPSTF (U.S. Preventive Services Task Force): Ein routinemäßiges Screening auf Vorliegen einer Karotisstenose soll bei Menschen ohne Beschwerden nicht durchgeführt werden. Allerdings: Bei vaskulären Risikofaktoren und wenn aus einem positiven Befund Konsequenzen erwachsen, ist ein Screening sinnvoll. Eine bekannte Stenose sollte auf jeden Fall regelmäßig sonographisch kontrolliert werden (initial nach sechs Monaten, dann jährlich).

Redaktion Praxis-Depesche
Grund: Bei der gegebenen Sensitivität und Spezifität der Untersuchung (94 bzw. 92%), in Kombination mit der Gefahr durch unnötige Folgeuntersuchungen und -behandlungen, überwiegen die Risiken des Screenings den Nutzen.
Nun wurden diese Empfehlungen Anfang dieses Jahres wiederum in einem Kommentar unter die Lupe genommen. Keine der vom ursprünglichen Komittee untersuchten Studien konnte einen direkten Beweis der Effektivität führen, wenn es um die Schlaganfallvermeidung geht. Dennoch werden in den USA asymptomatische (Noch-nicht-)Patienten häufig untersucht. Bestenfalls führt das Screening zu einer absoluten Apoplex-Risikoreduktion innerhalb von fünf Jahren von 2 bis 5,5%. Und ob diese Werte im Alltag tatsächlich erreicht werden, ist zu bezweifeln. Die Untersuchung von 100 000 Menschen in einer Population mit einer 1%igen Prävalenz für eine schwere Karotisstenose führt zu 7920 falsch-positiven Ergebnissen (und 940 korrektpositiven). Damit beträgt der positive Vorhersagewert gerade einmal 11%. Ebenso sollte man in Hinterkopf behalten, dass eine dem Screening gegebenenfalls folgende Angiographie selbst mit einem Schlaganfallrisiko von 0,4 bis 1,2% verbunden ist. Eine (alternative oder additive) CT kann die Nierenfunktion beeinflussen und weist möglicherweise immer noch falsch-positive Befunde aus. Die Hoffnungen des Autors ruhen auf der im Oktober 2014 gestarteten CREST-2-Studie. Die untersucht zwar die Effektivität des Screenings nicht direkt. Dennoch werden neue Erkenntnisse über die chirurgische und medikamentöse Therapie erwartet, die dann wiederum Einfluss haben könnten auf das Screening asymptomatischer Personen. CB
Quelle:

Weyer GW, Davis AM: Screening for asymptomatic carotid artery stenosis. JAMA 2015; 313(2): 192-3

ICD-Codes: I65.2

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