Chronische Urtikaria

Praxis-Depesche 24/2000

Häufig eine Autoimmunerkrankung

Die chronische Urtikaria ist eine diagnostische Herausforderung. Obwohl in vielen Fällen die Auslöser im Dunkeln bleiben, dürfte die moderne immunologische Forschung einem nicht unerheblichem Prozentsatz der Patienten jetzt weiterhelfen.

Die klinischen Symptome einer chronischen idiopathischen Urtikaria (CIU) sind rezidivierend auftretende rötliche Pusteln, die innerhalb von ein bis drei Tagen wieder verschwinden. Juckreiz ist obligat, betroffen können fast alle Hautareale des Körpers sein. Wichtigste Differenzialdiagnose ist die urtikarielle Vaskulitis. Als Ursachen kommen z. B. L.E., Hepatitis B und C oder entzündliche Darmerkrankungen in Frage. Auch physikalische Reize wie Druck, Kälte, Wärme, Sonnenlicht müssen als Auslöser in Betracht gezogen werden, bevor die Diagnose einer "idiopathischen" Urtikaria gestellt wird. Hat man das pathologische physikalische Agens durch einen Provokationstest eingegrenzt, ist den meisten Patienten durch das Vermeiden dieses Auslösers schon geholfen. Nahrungsmittelallergien oder Infektionen mit Helicobacter pylori bzw. Parasiten werden in letzter Zeit häufig als mögliche Ursache einer CIU diskutiert. Infektionen dürften aber, wenn überhaupt, nur eine indirekte Rolle spielen. Nahrungsmittelunverträglichkeiten liegen bei weniger als 5% aller Patienten vor und müssen durch einen plazebokontrollierten Provokationstest abgeklärt werden. Bei rund 30 bis 50% der Patienten dürfte dagegen eine Autoimmunreaktion gegen die Alpha-Kette des hochaffinen IgE-Rezeptors oder, seltener, gegen IgG vorliegen. Der Nachweis dieser Genese erfolgt primär über eine autologe Serum-Hauttestung. Gute Erfolge sind bei diesen Patienten durch Elimination der körpereigenen Antikörper (intravenöse Ig-Gabe bzw. Plasmapherese) oder Ciclosporin zu erzielen. Bei allen anderen Patienten, bei denen keine Ursache ihrer urtikariellen Beschwerden erkennbar wird, ist nach wie vor die tägliche Einnahme von H1-Blockern Mittel der ersten Wahl. (bk)

Quelle: Greaves, M: Chronic urticaria, Zeitschrift: JOURNAL OF ALLERGY AND CLINICAL IMMUNOLOGY, Ausgabe 105 (2000), Seiten: 664-672

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