Urolithiasis bei Morbus Crohn

Praxis-Depesche 7/2017

Häufigste extraintestinale Manifestation

Patienten mit Morbus Crohn haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein 10- bis 100-fach erhöhtes Risiko für Harnsteine. Dies hat ein aktuelles systematisches Review ergeben. Eine weitere praxisrelevante Erkenntnis: Die Urolithiasis tritt im Durchschnitt etwa vier bis sieben Jahre nach der Crohn-Diagnose auf.

Weil es wenig aktuelle Literatur zu diesem Thema gibt, haben die Autoren alle Veröffentlichungen zum Thema zwischen 2000 und 2014 recherchiert. So konnten sie insgesamt 901 Patienten in Untersuchungen zu Urolithiasis bei Morbus Crohn identifizieren. Bei 95 Crohn-Patienten (10,5%) wurden Harnsteine festgestellt. Sie waren im Durchschnitt 45 Jahre alt, knapp zwei Drittel der Betroffenen waren männlich. Besonders häufig waren Crohn-Patienten mit einer Ileostomie und mehrfachen Darmoperationen von Harnsteinen betroffen. Die Hälfte wurde chirurgisch behandelt, 29% erhielten Medikamente und 21% eine Kombination. Die Inzidenz der Urolithiasis und Pyelonephritis betrug zwischen 4 und 23% – entsprechend einer Risikoerhöhung um das 10- bis 100-fache. In den meisten Fällen handelte es sich um Kalzium-Oxalat-Steine.
Die Autoren meinen, dass Ärzte diese häufige extraintestinale Manifestation kennen sollten, sodass sie sie besonders bei Patienten mit unerwarteter renaler Dysfunktion, abdominellen Schmerzen oder wiederkehrenden Harnwegsinfekten in Betracht ziehen und richtig reagieren können. BA
Quelle:

Gaspar SR et al.: Urolithiasis and Crohn’s disease. Urol Ann 2016; 8: 297-304

ICD-Codes: K50.9

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