Schmerzreize werden sehr subjektiv wahrgenommen. Die Empfindung hängt neben der individuellen neuronalen Schmerzverarbeitung dabei auch von anderen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren ab. Zu einem ähnlichen Schluss kam auch eine Forschergruppe, die bei 52 gesunden Erwachsenen die individuelle Wahrnehmung von Hitzestimuli an verschiedenen Körperregionen prüfte. Die Teilnehmer waren im Schnitt 22 Jahre alt, 26 von ihnen waren Männer.
Für die Untersuchung wurde jeder Testperson eine Thermosonde einzeln nacheinander an acht Körperstellen platziert: am rechten und linken Handgelenk und Knie, an der rechten und linken Schulter sowie rechts- und linksseitig am Rücken (ca. 3 cm unter der Körpermitte). An jeder Körperstelle erzeugte die Thermosonde jeweils viermal nacheinander einen viersekündigen harmlosen Hitzereiz bei 39°C, einen mäßigen Reiz bei 42°C und einen starken Hitzereiz bei 45°C. Nach jedem Durchlauf bewerteten die Teilnehmer anhand einer elfstufigen Punktskala, als wie stark und wie unangenehm sie den Reiz empfanden.
An allen Körperregionen wurden die 45°C-Stimuli als schmerzhafter empfunden als die 42 bzw. 39°C heißen Reize (Punktwerte 6,60 vs. 3,14 vs. 1,49; alle p<0,001). Unabhängig von der Temperatur wurden alle Reize an den Handgelenken sowie am Rücken als signifikant intensiver und unangenehmer wahrgenommen als an den Schultern oder Beinen. Zwischen Handgelenk und Rücken gab es keine deutlichen Wahrnehmungsunterschiede, auch nicht zwischen Schultern und Beinen.
Neben Unterschieden in der Rezeptorendichte könnte die mehr oder weniger starke Schmerzempfindlichkeit an den verschiedenen Körperstellen auch evolutionär begründet sein: Die Hände als wichtigstes Werkzeug und die für die Mobilität und Stärke zentrale Rückenmuskulatur sind möglicherweise wichtiger für das Überleben des Menschen als dessen Beine oder Schultern. OH