Wer ist wann gefährdet?

Praxis-Depesche 1/2016

Harn- und Stuhl inkontinenz im Alter

Harn- und Stuhlinkontinenz können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Im Alter werden diese Leiden häufiger, das weiß man. Auf die Suche nach weiteren Risikofaktoren begab man sich nun in den USA.

Die Studienleiter verschickten 7994 Fragebögen an Männer und Frauen über 50 Jahre. Gefragt wurde nach Harninkontinenz (urinary incontinence, UI, nach einem validierten UI-Score [0-12] ≥3), Stuhlinkontinenz (FI, faecal incontinence, mindestens einmal im Monat Abgang von festem, flüssigem oder schleimigem Stuhl) oder beidem (UI+FI). Von 3497 Frauen und 3604 Männern gab es Antworten.
Generell litten Frauen mehr als Männer unter UI und UI+FI, nicht aber unter FI alleine. UI gaben 19,8% der Frauen und nur 6,4% der Männer an. Stressinkontinenz war dabei ebenfalls bei Frauen häufiger als bei Männern (37,8 vs. 3,1%), während Dranginkontinenz gleichverteilt war (18,4 vs. 17,1%). Grundsätzlich nahmen alle Inkontinenzformen im Alter zu.
Es zeigten sich signifikante Risikofaktoren für eine UI+FI bei Frauen: niedrigere Bildung, Adipositas, steigende Anzahl der Komorbiditäten, geringere tagtägliche Aktivität, Depression, Z. n. Hysterektomie und Diarrhoe. Eine höhere Bildung reduzierte das Risiko um 40%, die Hysterektomie erhöhte es um 80% und Depressionen sogar um 370%. Der einzige Faktor, der sowohl UI, FI als auch UI+FI beeinflusste, war allerdings das Alter.
Diese Erkenntnisse könnten zu mehr Verständnis, zu geeigneten Präventionsmaßnahmen und zu einem besseren Management von Inkontinenz- betroffenen Frauen (und Männern) führen, so die Autoren. Gerade im Angesicht der alternden Bevölkerung wird das Thema „Inkontinenz“ in der Versorgung der Bevölkerung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. CB
Quelle:

Wu JM et al.: Urinary, fecal, and dual incontinence in older U.S. adults. J Am Geriatr Soc 2015; 63(5): 947-53

ICD-Codes: R32 , R15

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