Gestörte Hautbarriere

Praxis-Depesche 1-2/2018

Hartes Wasser fördert atopische Dermatitis

Wer in einer Region mit besonders kalkhaltigem Leitungswasser wohnt, setzt seine Haut beim Waschen erhöhten Belastungen aus. Das harte Wasser begünstigt die Entstehung einer atopischen Dermatitis (AD, „Neurodermitits“) dabei sogar stärker als chlorhaltiges Schwimmbad-Wasser.

Britische Forscher untersuchten, wie die Haut von 150 AD-Patienten bzw. 154 gesunden Kontrollprobanden auf eine Wäsche mit Wasser unterschiedlichen Härtegrads reagierte. Als waschaktive Substanz kam das weit verbreitete Sodiumlaurethsulfat (SLS) zum Einsatz, das für seine hautreizende Wirkung bekannt ist und bei AD-Patienten deshalb auch nicht empfohlen wird.
Eine genaue Untersuchung der gewaschenen Hautareale zeigte, dass hartes Wasser (≥100 mg/l Kalzium- und Magnesiumcarbonat) die hautreizende Wirkung des SLS im Vergleich zu deionisiertem Wasser verstärkte. Die Kalzium- und Magnesiumionen im harten Wasser mindern die Löslichkeit des Detergenz, so dass die Schaumbildung verringert und daher mehr Produkt nötig ist. Vor allem aber lässt sich das SLS schlechter durch hartes Wasser abspülen, so dass bis zu 2,8-fach mehr SLS-Rückstände auf der Haut zurückbleiben. Die Hautbarriere wird durch die Ablagerungen stark gestört, so dass der transepidermale Feuchtigkeitsverlust proportional zu den SLS-Resten auf der Haut steigt.
Bei den AD-Patienten fiel der Feuchtigkeitsverlust über die gestörte Hautbarriere nach Waschen mit hartem Wasser signifikant stärker aus als in der Kontrollgruppe, besonders bei Trägern einer Funktionsverlust-Mutation im FLG-Gen, das an sich schon mit einer Störung der Hautbarriere verbunden ist (Anstieg des Feuchtigkeitsverlusts um 7,12 vs. 13,84 g/ m²/h). Zugesetztes Chlor, selbst in Schwimmbad- üblichen Konzentrationen, beeinflusste die Ablagerung von SLS und die Hautbarriere nicht signifikant. Mithilfe eines Ionenaustausch- Wasserenthärters ließen sich die störenden Effekte des harten Wassers aber effektiv vermeiden.
Die Daten bestätigen die Vermutung, dass hartes Wasser die Hautbarriere beeinträchtigen, und damit eine AD fördern kann. Dies gilt im Besonderen für die ersten Lebensmonate. Einer Studie zufolge ist ein nur 1,4 g/m²/h über dem Mittel liegender transepidermaler Feuchtigkeitsverlust ein prädiktiver Marker für das Entstehen einer AD bei zwei Monate alten Babies. Gerade in dieser frühkindlichen Phase sollte man daher besser auf einen Wasserenthärter setzen, wenn man in einer Wohngegend mit hartem Wasser lebt. OH
Quelle:

Danby SG et al.: The effect of water hardness on surfactant deposition after washing and subsequent skin irritation in atopic dermatitis patients and healthy control subjects. J Invest Dematol 2018; 138(1): 68-77

ICD-Codes: L20.9

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