Alzheimer-Demenz und Affektregulation

Praxis-Depesche 10/2001

Hinweis auf erhöhtes Suizidrisiko

Das Suizidrisiko von Alzheimer-Patienten wurde bisher nicht systematisch untersucht. Eine neuropathologische Fall-Kontroll-Studie liefert nun Anhaltspunkte für eine Gefährdung von Patienten mit Alzheimer-typischen Hirnveränderungen.

In der Untersuchung wurden 28 Patienten mit vollendetem Suizid im Alter über 60 Jahren jeweils zwei altersentsprechenden Probanden gleichen Geschlechts gegenübergestellt, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Die geblindete Untersuchung der Hippocampi umfasste in erster Linie eine neuropathologische Einteilung nach dem modifizierten Braak-Schema und eine semiquantitative Analyse der Neurofibrillen und der Amyloid-Ablagerungen. Bei einem in etwa gleichen Anteil dementer Personen (10,7% vs. 12,5%) wiesen die Fälle nach dem Braak-Schema signifikant häufiger einen pathologischen Befund auf (29% vs. 4% in den Stadien IV bis V) als die Kontrollen. Analog dazu fanden sich bei 4% vs. 20% der Hirnproben keine Alzheimer-typischen Veränderungen (Stadium 0). Die Anzahl an Neurofibrillen in der Hippocampus-Region CA1 war bei den Fällen anteilsmäßig höher, erwies sich aber nicht als unabhängiger Prädiktor für den Suizid. Bei den Amyloid-Ablagerungen bestanden keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Möglicherweise bedeutsam ist die retrospektive Beobachtung, dass unter den Suizid-Opfern 16 Patienten (73%) unter einer affektiven Erkrankung litten, überwiegend einer unipolaren Major Depression.

Quelle: Rubio, A: Suicide and Alzheimer' pathology in the elderly: a case-control study, Zeitschrift: BIOLOGICAL PSYCHIATRY, Ausgabe 49 (2001), Seiten: 137-145

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