Arzt zeigt HIV-Schutzsymbol

Erhöhtes COVID-19-Risiko

Praxis-Depesche 3/2022

HIV-Infizierte schützen!

Das SARS-CoV-2-Virus trifft Personen mit HIV-Positivität (Humanes Immunodefizienzvirus) besonders hart, denn sie tragen nicht nur ein erhöhtes Infektionsrisiko, sondern haben auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung.
Praxisfazit
Bei HIV-positiven Patienten sind Schutzmaßnahmen gegen das SARS-CoV-2, allen voran ein tadelloser Impfstatus, eine optimierte ART und Infektionsprophylaxe sowie ein striktes Einhalten aller Hygieneregeln besonders wichtig, um das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs zu senken.
Das HI-Virus führt bekanntlich durch die Reduktion der CD4-T-Lymphozyten zu einer erheblichen Schwächung der adaptiven Immunkompetenz. Dadurch steigt das Risiko für allerlei Infektionen, unter anderem auch für SARS-CoV-2. Durch eine stabile Virussuppression und CD4-Zellzahl auf Normalniveau lässt sich das Risiko für eine Ansteckung und für einen schweren COVID-19-Verlauf zwar aller Wahrscheinlichkeit nach senken, doch fehlt dafür bisher eindeutige Evidenz.
Zu der besonderen Risikosituation von HIVPositiven trägt unter anderem bei, dass sie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger männlich, älter und Raucher sind und außerdem auch häufiger Komorbiditäten aufweisen – also genau die Faktoren, die auch mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf in Verbindung stehen. Hinzu kommt eine verstärkte Entzündungsneigung, die das Risiko für schwere Lungenkomplikationen und thromboembolische Prozesse erhöht. Ähnlich wie bei HIV-Negativen sind das Patientenalter und das Vorliegen von Komorbiditäten (meist Hypertonie, Dyslipidämie und/oder Diabetes) bei HIV-positiven Personen die wichtigsten Prädiktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf. Schätzungen der WHO zufolge tragen HIV-Infizierte gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein bis zu 2,6-fach erhöhtes Risiko, an COVID-19 zu versterben (Einflussfaktoren wie HIV-Therapie und -Status und Komorbiditätslast unberücksichtigt). Eine wesentliche Rolle für den COVID-19-Verlauf scheint die CD4-Zellzahl zu spielen. Liegt sie unter 200.000 Zellen/mm³, steigt selbst bei viraler Suppression das Risiko für ein ungünstiges Outcome.
 
CD4-Zahl verlaufsbestimmend
Folgende Maßnahmen können Sie treffen, um HIV-positive Personen als Behandler vor einer SARS-CoV-2-Infektion und ihren Folgen zu schützen:
• Motivation zu verstärkten Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln.
• Vollständiger Impfstatus (inkl. Influenza und SARS-CoV-2). Zwar ist die Evidenz zur Sicherheit und Wirksamkeit der SARSCoV- 2-Vakzine bei HIV-Infizierten begrenzt, doch angesichts des hohen Nutzens sollte darauf nicht verzichtet werden.
• Wenn möglich auf telefonische oder Videokonsultationen wechseln.
• Optimierung der antiretroviralen Therapie (ART) und Infektionsprophylaxe.
• Wechselwirkungen zwischen Remdesivir und der ART sind nicht bekannt. Eine Einschränkung der ART durch Dexamethason ist unwahrscheinlich.
• Vor einer Anpassung der ART sollte ein HIV-Spezialist konsultiert werden.
• Bei Neudiagnose einer HIV-Infektion und gleichzeitiger COVID-19-Erkrankung sollte vor Beginn der ART ebenfalls ein HIVSpezialist zurate gezogen werden. OB
Quelle:

Barbera LK et al.: HIV and COVID-19: review of clinical course and outcomes. HIV Res Clin Pract 2021; 22(4): 102-18

S Yang Y, Iwasaki A: Impact of chronic HIV infection on SARS‑CoV‑2 infection, COVID‑19 disease and vaccines. Curr HIV/AIDS Rep 2021; Epub Nov 29; doi: 10.1007/s11904-021-00590-x

ICD-Codes: U07.1 , Z21
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