Score für „Sex-Sucht"

Praxis-Depesche 12/2017

Hypersexuell ab 15 Pkt.

Hypersexualität (hypersexual disorder, HD) ist zwar im aktuellen Katalog für psychische Störungen (DSM-5) nicht enthalten, aber oft mit viel Leidensdruck verbunden. Identifizieren lässt sich die Störung mit einem dafür entwickelten Screeningtool.

Kommentar

Der HDSI besteht aus fünf diagnostischen Kern- und zwei Nebenkriterien. Jedes Kriterium wird auf einer Skala von 0 (trifft gar nicht zu) bis 4 (trifft fast immer zu) bewertet. Für eine wahrscheinliche HD-Diagnose müssen mindestens vier von fünf Hauptkriterien und ein Nebenkriterium zutreffen. Zudem muss ein Gesamtscore von mindestens 15 von maximal 28 Punkten erreicht werden.

Redaktion Praxis-Depesche
Auf das Angebot einer kognitiven Verhaltenstherapie für Personen mit übermäßigem Sexualtrieb meldeten sich 80 Betroffene. Zu Beginn füllten diese Fragebögen aus, darunter auch das Hypersexual Disorder Screening Inventory (HDSI). Nur jeder zweite erfüllte die HDSI-Kriterien für eine Diagnose. Der HDSI- Gesamtscore der Betroffenen lag im Median bei 20, Frauen wiesen einen höheren Score auf als Männer (23 vs. 19 Pkt.).
Es wurden aber noch weitere geschlechterabhängige Unterschiede deutlich. Während die HD-Männer hauptsächlich exzessiv Pornographie konsumierten (82%), gaben die meisten Frauen an, den Kontakt zu wechselnden Sexualpartnern zu suchen (88%). Aufgrund des häufigeren sexuellen Risikoverhaltens fürchteten sich auch mehr Frauen vor negativen Konsequenzen wie Schmerzen, ungewollte Schwangerschaft oder Infektionen. Insgesamt hatten Frauen einen höheren Leidensdruck.
Ein möglicher Grund für die Unterschiede ist, dass die meisten der Frauen im Gegensatz zu den Männern Single waren. Möglich ist aber auch, dass sich Frauen aus Angst vor der Stigmatisierung erst dann melden, wenn der Leidensdruck bereits sehr hoch ist. Die Validität des untersuchten Scores bewerteten die Autoren insgesamt als akzeptabel. OH
Quelle:

Öberg KG et al.: Hypersexual disorder according ... Sex Med 2017; Epub Oct 6; doi: 10.1016/j. esxm.2017.08.001

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