Wetten, dass ...

Praxis-Depesche 11/2016

... ich den Film am Geruch erkenne

Über menschliche Pheromone, also Substanzen die der Körper zur zwischenmenschlichen Kommunikation freisetzt, weiß man noch gar nicht so viel. Nun fanden Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz heraus, dass jeder Kinofilm sein ganz eigenes Atem-Emissionsmuster bei den Kinobesuchern auslöst.

Die Forscher steckten in die Entlüftungsrohre eines Kinosaals eine Sonde, die in der Lage war, über 100 chemische Substanzen in geringster Konzentration zu detektieren. So maß man während der Kinovorstellungen, welche Substanzen in welcher Menge von den Besuchern des Kinosaal an welchen Filmstellen über die Atemluft emittiert wurden. Man sammelte die Daten von über 9500 Kinobesuchern, die 16 verschiedene Filme der verschiedensten Genres ansahen.
Es zeigte sich, dass besonders Comedy- und Thriller-Filme bei den Besuchern ein typisches und reproduzierbares „Atem-Emissionsmuster“ hervorriefen: Die CO2-Peaks erklärten die Forscher mit veränderten Atem- und Pulsfrequenzen bei spannenden Szenen. Ein z. B. regelmäßig am Ende von „Hunger Games 2“ auftretender Isopren-Anstieg in der Ausatemluft konnte mit der im Film gezeigten Massenexodus-Szene assoziiert werden. Des weiteren waren Methanol, Acetaldehyd, 2-Furanon und Butadien typischerweise mit Szenen verknüpft, die Verletzte oder Verletzungen zeigten. Keine signifikanten Assoziationen fand man übrigens bei Verfolgungsjagden und Romanzen – schade!
Die Forscher lernten mit der Zeit, einen Film allein anhand seines Exhalat-Musters zuverlässig zu identifizieren – das wäre einer Wetten-dass- Wette durchaus würdig. Aber es gibt auch seriöse Anwendungsgebiete der „Breathomic-Forschung“: Mittels der durch die Atemluft abgegebenen Substanzen erhofft man sich, Krankheiten schneller diagnostizieren zu können. CB

Quelle:

Williams J et al.: Cinema audiences reproducibly vary the chemical ... Sci Rep 2016; 6: 25464

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