Die Beobachtungsstudie basiert auf den gepoolten Daten dreier Kohorten: der Nurses’ Health Study I und II, die insgesamt 178.010 Teilnehmer umfassen, sowie der UK Biobank mit 469.397 Teilnehmern. Um den Zusammenhang zwischen der PPI-Einnahme und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) möglichst unverfälscht betrachten zu können, bereinigten die Autoren die Daten auf potenzielle Confounder, darunter soziodemographische Merkmale, Lebensstilfaktoren und die Medikation. Auch anderen Faktoren, die die Fehleranfälligkeit von Beobachtungsstudien erhöhen können – z. B. einer umgekehrten Kausalität oder einer Verzerrung durch Indikation – wurde anhand verschiedener Analysestrategien Rechnung getragen.
Im Cox-Regressionsmodell zeigte sich, dass PPI-Anwender im Vergleich zu Nicht-Anwendern ein um 42 % höheres CED-Risiko haben. Die Ergebnisse waren robust und blieben über verschiedene statistische Analysen konstant. Das absolute Risiko war jedoch eher gering: So lag die „number needed to harm“ bei 3.770, was bedeutet, dass unter 3.770 mit PPI behandelten Personen ein zusätzlicher Fall von CED zu erwarten ist – ein Risiko, das in Anbetracht der offenkundigen Vorteile von PPIs in Kauf genommen werden kann, meinen die Autoren.
Aus biologischer Sicht ist eine Assoziation zwischen PPIs und der CED-Entstehung plausibel: Beobachtungsstudien sowie eine randomisierte Untersuchung des COMPASS-Studienprogramms konnten zeigen, dass die Einnahme von PPIs mit einem erhöhten Risiko verschiedener Darminfektionen verbunden ist, was wiederum die Entstehung einer CED fördern könnte. Alleine aus dieser Beobachtung einen kausalen Zusammenhang zwischen der PPI-Einnahme und der Entwicklung einer CED abzuleiten, wäre allerdings falsch, heißt es dazu in einem Kommentar im Fachmagazin Gastroenterology. Dazu seien weitere Nachweise einer Kausalität nötig, etwa eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. RG