Anämie bei Älteren

Praxis-Depesche 19/2002

Immer nach der Ursache fahnden!

Anämien bei Älteren sind häufig. Sie sind zwar meist milder Natur; dennoch sollte versucht werden, ihre Ursache zu ergründen. Nicht selten ist die Anämie nämlich ein früher "Todesbote".

Die Ursache von Anämien bei Älteren sind vielschichtig. Zum einen scheint ein leichtes Absinken der Hämoglobin-Blutkonzentrationen bei über 70-Jährigen, ansonsten völlig gesunden Personen physiologisch zu sein. Als Ursache wird eine leichte Abnahme der Blutbildung durch ein verändertes Zytokinmuster bei sonst unauffälligen Befunden diskutiert. Ein niedriger Hämoglobin-Wert im Alter ist jedoch in den meisten Fällen ein Hinweis auf eine chronische Erkrankung. Dazu gehören Tumoren, Infektionen und entzündliche Erkrankungen wie eine rheumatoide Arthritis. Als biochemische Ursache kommt auch hier ein verändertes Zytokinmuster in Frage. Außerdem geben Makrophagen das nach der Phagozytose roter Blutzellen zurückgewonnene Eisen nicht schnell genug für die Neusynthese von Erythrozyten wieder ab. Eine (milde) Anämie war in einer Studie sogar mit einer erhöhten Todesrate in den nächsten fünf Jahren assoziiert (Odds Ratio für Frauen 1,60, für Männer sogar 2,29). Die Haupttodesursachen waren Infektionen und Krebs. Zum Untersuchungszeitpunkt fühlten sich die Studienteilnehmer allerdings noch weitgehend gesund.

Quelle: Carmel, R: Anemia and aging: an overview of clinical, diagnostic and biological issues, Zeitschrift: BLOOD REVIEWS, Ausgabe 15 (2001), Seiten: 9-18

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