Deutsche SYNAPSES-Daten zu Safinamid in der Real World

Neuro-Depesche 7-8/2022

In allen Altersgruppen und bei unterschiedlichen Komorbiditäten gut wirksam und verträglich

Safinamid stellt auch bei älteren Parkinson-Patienten und relevanten körperlichen und psychiatrischen Komorbiditäten eine Add-on-Therapie mit hoher Sicherheit und Wirksamkeit dar. Dies belegen die Daten der europäischen Real World Studie SYNAPSES mit 1.610 Patienten. Bestätigt wird dies durch die jetzt erstmals vorgestellten Daten der deutschen SYNAPSES-Teilnehmer., die insgesamt vergleichbare positive Ergebnisse lieferte. Safinamid ist bei Parkinson-Patienten allen Alters und mit unterschiedlichen Komorbiditäten sicher und wirksam einsetzbar. 

Ältere Patienten (> 75 Jahre) mit psychiatrischen Erkrankungen oder anderen relevanten Komorbiditäten sind in Zulassungsstudien vielfach unterrepräsentiert. Daher wurden in die einjährige, retrospektive/prospektive Kohorten-Beobachtungsstudie SYNAPSES (StudY to observe safiNAmide safety profile and pattern of use in clinical Practice during the firSt post-commErcialization phaSe) auf Wunsch der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bevorzugt diese Patienten eingeschlossen. Primäres Studienziel war die Verträglichkeit unter Safinamid als Add-on-Therapie. Zu den sekundären Studienzielen gehörte u.a. die Bewertung der motorischen Funktionen. 
Die Subgruppenanalyse der in 181 in Deutschland behandelten SYNSAPSES-Teilnehmer stellte Prof. Wolfgang Jost, Ortenau, vor. Unter ihnen waren 28,7 % über 75 Jahre alt, 84,5 % hatten relevante Komorbiditäten und 38,1 % psychiatrische Erkrankungen. Das Durchschnittsalter der vorwiegend männlichen Patienten (71 %) betrug 69 Jahre. Die Behandlung mit Safinamid wurde entweder zum Studienbeginn begonnen oder war innerhalb von vier Monaten vor Studieneinschluss initiiert worden. Die Startdosis von täglich 50 mg Safinamid wurde bei 62% der Patienten erhöht und bei 6% reduziert.
 
Gute Verträglichkeit und Wirksamkeit in allen Altersgruppen
Insgesamt zeigte sich für Safinamid in allen Altersgruppen und bei unterschiedlichen Komorbiditäten eine gute Verträglichkeit, so Jost. Erwartungsgemäß wurde innerhalb der 12-monatigen Beobachtungszeit eine Vielzahl unerwünschter Ereignisse (UE) gemeldet, bei 62 % der Patienten kam es zu mindestens einem UE und bei 16 % zu mindestens einem schweren UE. „Allerdings standen 77 % der genannten Adverse Events nicht im Zusammenhang mit Safinamid“, erklärte Jost, da Symptome wie Obstipation eine Folge der Grunderkrankung und nicht der Therapie seien. So waren Tremor und posturale Instabilität bei den über 75-Jährigen häufiger, während nicht-motorische Symptome bei jüngeren und älteren Patienten unterschiedlich häufig vorkamen, aber bei psychiatrischen Erkrankungen durchweg vermehrt gemeldet wurden.
Klinisch relevante Verbesserungen der Motorik zeigten sich nach UPDRS: So sank der Gesamtscore um 50 % (> -4,3 Punkte) bei 40 Patienten und der motorische Score (UPDRS Teil III) um 45 % (>-2,5 Punkte) bei 36 Patienten. „Man hätte bei älteren Patienten mit relevanten Komorbiditäten und psychiatrischen Erkrankungen ein schlechteres Ansprechen erwarten können“, erklärte Jost. „Durch kontinuierliche dopaminerge Stimulation nahmen die motorischen Fluktuationen, insbesondere Wearing-off-Symptome und frühmorgendlichen Fluktuationen deutlich ab“, so der Experte Anfangs litten 27,6 % der Patienten unter Dyskinesien, nach 12 Monaten waren es nur noch 14,8 %. „Safinamid ist Jost zufolge „eine wirksame und sichere Option für das therapeutische Management von motorischen Fluktuationen bei Levodopa-behandelten Patienten.“ Näheres zeigt die Abb.
 
Weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität durch dualen Ansatz
 „Zudem lassen neuere Studien unter Safinamid neben motorischen Verbesserungen auch einen Rückgang der Parkinson-assoziierten Schmerzen erkennen“, ergänzte Prof. Dr. Heinz Reichmann, Dresden. „Gerade die nicht-motorischen Symptome und chronische Schmerzen belasten die Patienten viel mehr als bisher angenommen“, so Reichmann. Hier könnte Safinamid, das nicht nur die dopaminergen, sondern auch die glutamatergen Signalwege beeinflusst, eine wirksame Therapieoption sein. Wie die Daten einer neuen prospektiven, offenen multizentrischen Studie mit 50 Patienten im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium zeigen, konnten mit Safinamid als Add-on (initial 50 mg/d wurden nach vier Wochen auf 100 mg/d erhöht) innerhalb von sechs Monaten überraschend positive Effekte erreicht werden. So sank der Score der Non-Motor Symptoms Scale (NMSS) um 38,5%, wobei vor allem Schlaf, Stimmung und Aufmerksamkeit gebessert sowie die Harnwegssymptome verringert wurden. Gleichzeitig stieg die Lebensqualität der Patienten durch die bessere Beweglichkeit, verbesserte Alltagsaktivitäten und gesteigertes emotionales Wohlbefinden nach dem 39-item Parkinson's Disease Questionnaire summary index (PDQ-39SI) an, wie die Score-Verbesserung um 29,4 % belegt. Zugleich nahm auch der UPDRS-III-Score um 17,9 % ab. „Safinamid ist, so Reichmanns Fazit, durch den kombinierten dopaminergen und antiglutamatergen Wirkansatz eine effektive Add-on-Behandlung zu L-Dopa.
 
Aktivierende Therapien verbessern den Krankheitsverlauf
Auf den hohen Stellenwert ergänzender Therapien verwies Prof. Georg Ebersbach, Beelitz. „Die Wirkung einer effizienten Medikation kann durch aktivierende Therapien unterstützt werden.“, Je nach individueller Situation der Betroffenen sollte eine Parkinson-spezifische Physiotherapie durch weitere aktivierende Therapieverfahren ergänzt werden. Ergotherapien, psychologische Interventionen, Logotherapien, sportliches Training, Musiktherapien, Tanzen, Tai Chi, Yoga und „Cueing“ können zu einer umfassenden Besserung der Parkinson-Symptome beitragen. Aktivierende Therapien können, so sein Credo, „nicht nur die Beweglichkeit, das Gleichgewicht und die Koordination günstig beeinflussen, sondern auch nicht-motorische Symptome wie Depressivität, Schmerz und Schlafstörungen.
Tabelle zeigt Abnahme motorischer Fluktuationen unter Safinamid bei Parkinson-Patienten

 

Quelle: Fachpressekonferenz: „Chancen ergänzender Therapien bei M. Parkinson“. Frankfurt am Main, 12. Mai 2022
ICD-Codes: G20

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