2018 ASCO Annual Meeting

Praxis-Depesche 7/2018

Initiale Nephrektomie bei RCC – Rhabdomyosarkom-Hoffnung

In diesem Jahr verzeichnete die Tagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) einen neuen Rekord: Mehr als 40 000 Teilnehmer standen unter dem Motto „Delivering Discoveries: Expanding the Reach of Precision Medicine“ in Chicago zusammen. Es wurde zahlreich „game changing data” präsentiert.

Beim metastasierten Nierenzellkarzinom (RCC) gilt die zytoreduktive Nephrektomie mit anschließender Systemtherapie seit 20 Jahren als Standard. Doch wurde nie prospektiv untersucht, ob dieser sequenzielle Ansatz auch bei zielgerichteter Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) sinnvoll ist, konstatierte Prof. Dr. Arnaud Méjean, Paris. Bisher sprechen nur retrospektive Studien und Metaanalysen für einen Benefit der Nephrektomie. Erst jetzt zeigt die randomisierte Phase-3-Studie CARMENA an 450 Patienten mit metastasiertem klarzelligem RCC und intermediärer bis schlechter Prognose, dass die sofortige Sunitinib-Therapie der bisherigen Strategie mit initialer Nephrektomie und TKI-Folgetherapie nicht unterlegen ist.
Nach einem Follow-up von 51 Monaten wurde die Studie auf Empfehlung des Steering Committee beendet, da die geforderte Nichtunterlegenheit beim primären Endpunkt Gesamtüberleben (OS) nachgewiesen war: Patienten im Sunitinib-Arm überlebten median 18,4 Monate, die im Kontrollarm mit Nephrektomie und Sunitinib 13,9 Monate. Das Ergebnis galt für beide Risikogruppen: Bei Patienten der intermediären Risikogruppe betrug das OS im Sunitinib-Arm median 23,4 Monate, im Kontrollarm 19,0 Monate, in der Hochrisikogruppe median 13,3 bzw. 10,2 Monate. Auch beim PFS erwies sich die alleinige Sunitinib-Therapie dem kombinierten Vorgehen als nicht unterlegen (8,3 vs. 7,2 Monate; HR 0,82). Laut Diskutant Prof. Daniel George, Durham, können die CARMENA-Ergebnisse zumindest teilweise auf den klinischen Alltag übertragen werden. Er plädierte bei Patienten mit hoher metastatischer Tumorlast für die sofortige systemische Therapie. Bei geringer Tumorlast können nach seinen Worten beide Strategien – die Nephrektomie mit anschließender Systemtherapie oder Beobachtung und die sofortige Systemtherapie – gewählt werden.
 
Prognoseverbesserung durch Erhaltungstherapie
 
Dank intensiver Therapie mit Zytostatika, Operation und Bestrahlung können heute 70 bis 80% der pädiatrischen Patienten mit dem seltenen, aber sehr aggressiven Rhabdomyosarkom (RMS) geheilt werden. Bis zu 30% der Betroffenen erleiden jedoch einen Rückfall und versterben meist trotz Salvagetherapien an ihrem Tumor, erklärte Prof. Gianni Bisogno, Padua. In der Phase-3-Studie RMS2005 der European Pediatric Soft Tissue Sarcoma Study Group wurde daher der Stellenwert einer niedrig dosierten Erhaltungstherapie mit Vinorelbin/Cyclophosphamid (VNL/CPM) bei 371 Patienten mit Hochrisiko-RMS geprüft, die nach intensiver Standardtherapie in kompletter Remission (CR) waren. Sie wurden randomisiert dem experimentellen Arm mit VNL/CPM über sechs Monate oder dem Standardarm ohne Erhaltung zugeteilt.
Der primäre Endpunkt wurde durch die Erhaltungstherapie erheblich verbessert: Die 5-Jahresrate für das krankheitsfreie Überleben war mit 77,6% um fast 8% höher als im Standardarm (69,8%; HR 0,68; p=0,0613). Auch die 5-Jahresrate für das OS wurde durch das VNL/ CPM-Regime von nur 73,7% auf 86,5% gesteigert (HR 0,52; p=0,011). Die Erhaltungstherapie war gut durchführbar: >90% der Patienten schlossen die Behandlung ab. Auch die Toxi
zität bezeichnete Bisogno als akzeptabel. „Die Erhaltungstherapie mit VNL/CPM ist somit eine neue, effektive und verträgliche Strategie für Patienten mit Hochrisiko-RMS in radiologischer CR“, resümierte Bisogno.
 
ALL-Therapie weiter optimieren
 
Kinder mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) haben heute dank moderner intensiver Protokolle eine sehr günstige Prognose. Doch gibt es weiterhin Ungleichheiten im Outcome, was Dr. Elysia Alvarez, Sacramento, auf Unterschiede in Diagnosezeitpunkt, Therapieadhärenz, therapiebedingten Komplikationen und beim Zugang zu spezialisierten Zentren erklärte. Als günstig hat sich nach ihren Worten die initiale Behandlung von Kindern und jungen Erwachsenen mit ALL in spezialisierten Tumorzentren erwiesen. Eine Auswertung ihrer Arbeitsgruppe von Daten des California Cancer Registry macht jedoch klar, dass weiterhin 81% der jungen Patienten (19 bis 39 Jahre) in Zentren für erwachsene ALL-Patienten behandelt werden und meist nicht die effektiven pädiatrischen Regime erhalten. Kinder (0 bis 18 Jahre) werden dagegen überwiegend (zu 78%) in spezialisierten pädiatrischen Tumorzentren versorgt. Art der Therapie und Behandlungsort sind laut Alvarez von großer prognostischer Bedeutung: In der multivariaten Analyse ging die Versorgung junger Erwachsener in spezialisierten Zentren mit einem signifikant um relativ 13% verbesserten Überleben einher. Die Daten basieren auf der Auswertung von 5695 Kindern und 1908 jungen Erwachsenen, die zwischen 1991 und 2014 nach Erstdiagnose einer ALL behandelt worden waren. KA
ICD-Codes: C91.0

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