Therapeutische Bakterien

Praxis-Depesche 12/2001

Intestinalflora sanieren bei Darmerkrankungen

Der Hygieniker Alfred Nissle beschrieb 1917 einen Escherichia-coli-Stamm, der Balkan-Soldaten vor Darminfektionen schützte. Dieser E.-coli-Stamm wurde in den letzten Jahren zur Behandlung zahlreicher Darmerkrankungen wiederentdeckt.

Im Rahmen eines interdisziplinären Symposiums diskutierten Gastroenterologen und Mikrobiologen die Grundlagen einer mikrobiologischen Therapie mit dem E.-coli-Stamm Nissle 1917. Die Apathogenität dieses Stammes ist molekularbiologisch nachgewiesen. Er bildet keine Enterotoxine, Zytotoxine oder Hämolysin, ist nicht entero-invasiv und nicht uropathogen. Hauptbesiedlungsort des physiologischen Kolibakteriums ist der Dickdarm. E. coli Nissle 1917 wirkt antagonistisch gegen Fremdkeime und immunmodulatorisch. Über seine Stoffwechselprodukte ernährt er die Kolonozyten; so kann sich die Dickdarmschleimhaut regenerieren. Darüber hinaus aktiviert E. coli Nissle 1917 das spezifische und das unspezifische Immunsystem. Auf Grund dieser Eigenschaften kann der E. coli Stamm Nissle 1917 sowohl bei chronischen funktionellen Darmerkrankungen (Reizdarmsyndrom) als auch den chronisch entzündlichen Darmleiden (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) helfen. Die DGVS empfiehlt den Einsatz dieses Probiotikums in ihren Leitlinien. (UB)

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