Prävention & Früherkennung

Arzt-Depesche 3/2018

Inzidenz des Ovarialkarzinoms höher als bisher angenommen

Bei der Berechnung der Inzidenz des Ovarialkarzinoms in der weiblichen Bevölkerung werden auch Frauen mit vorangegangener operativer Entfernung der Ovarien, die vor Eierstocktumoren geschützt sind, berücksichtigt. Daher berechnete man die Zahlen nun unter Ausschluss dieser Frauen und kam dabei auf ein ganz neues Ergebnis.

Gehen diejenigen Frauen, die aufgrund einer benignen Erkrankung bzw. im Rahmen einer Hysterektomie mittels Salpingo-Oophorektomie behandelt wurden, nicht in die Berechnung ein, sollte das Ovarialkarzinom-Erkrankungsrisiko in der verbliebenden Bevölkerung höher ausfallen – so die Hypothese der Autoren. Ähnliches haben andere Wissenschaftler bereits für das Endometriumkarzinom gezeigt: Werden hysterektomierte Frauen nicht vom Risikokollektiv ausgeschlossen, verzerrt dies die bevölkerungsbezogene Erkrankungsrate. Um die Problematik beim Ovarialkarzinom zu beleuchten, werteten die Forscher nun umfangreiche gesundheitsbezogene Registerdaten des Bundesstaats Kentucky der Jahre 2009 bis 2013 aus. Sie identifizierten alle Frauen mit Salpingo-Oophorektomie sowie alle neu aufgetretenen Ovarialkarzinome in diesem Zeitraum und verglichen die korrigierte Tumorinzidenz mit der Tumorinzidenz in der Standardpopulation.
Das Ergebnis: In der Standardbevölkerung betrug die Ovarialkarzinominzidenz über alle Altersgruppen hinweg 10,7 pro 100 000 Frauen. Wurden die salpingo-oophorektomierten Frauen vom Risikopool ausgenommen, ergab sich – je nach Berechnungsmodell – eine Inzidenz zwischen 14,3 und 17,7 pro 100 000 Frauen. Insgesamt lagen die Inzidenzraten der korrigierten Berechnung somit um 33 bis 65% höher als in der Standardpopulation.
Nach der operativen Entfernung der Ovarien und der Eileiter sinkt das Risiko der betroffenen Frauen, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, drastisch, argumentieren die Wissenschaftler. Wird dies bei der Berechnung der bevölkerungsbezogenen Tumorinzidenz nicht berücksichtigt, wird die tatsächliche Erkrankungsrate daher vermutlich unterschätzt. Dies sollte aus ihrer Sicht insbesondere bei der Berechnung der Inzidenzzahlen im Rahmen epidemiologischer Untersuchungen sowie für die Planung von Früherkennungsprogrammen unbedingt berücksichtigt werden. LO
Quelle:

Baldwin LA et al.: Ovarian cancer incidence corrected for oophorectomy. Diagnostics (Basel) 2017; 7(2): E19

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