Clostridium-difficile-Epidemie

Praxis-Depesche 6/2018

Ist Trehalose-Zucker schuld?

Rund um die Jahrtausendwende nahmen in Europa und den USA die Infektionen mit Clostridium difficile stark zu – und sie wurden heftiger. Etwa zur selben Zeit wurde auch der Zucker Trehalose als Zusatzstoff in vielen Lebensmitteln in die Nahrungskette eingeführt. Ein Zufall? Wahrscheinlich nicht.

2011 verursachte C. difficile etwa eine halbe Million Infektionen und ca. 15 000 Todesfälle. Etwa ein Drittel der Infektionen ging auf den Ribotyp RT027 zurück, der sich ab dem Jahr 2000 schlagartig auszubreiten begann. Vor kurzem fanden Forscher den wahrscheinlichen Grund für die Durchsetzungskraft dieses Ribotypen. Sie untersuchten, wie gut RT027 mit 200 verschiedenen im Dickdarm befindlichen Substraten, also Zuckern und Proteinen, zurechtkommt. Dabei zeigte sich, dass RT027 auf dem Zucker Trehalose ein fünfmal höheres Wachstum aufweist als andere C.-difficile- Ribotypen. Von neun getesteten Ribotypen waren RT027 und RT078, ebenfalls ein mit der Epidemie assoziierter Ribotyp, die einzigen, die schon geringe Trehalose-Konzentrationen für ihr Wachstum nutzen konnten. Eine Trehalose-Menge wie sie in der normalen Ernährung vorkommt, reicht dabei bereits aus. Der Zucker steigerte zudem die Virulenz des Erregers. Ob eine Trehalose-reduzierte Diät für Risikopatienten sinnvoll ist, lässt sich aus diesen Daten aber noch nicht ableiten. OH

Quelle:

Abbasi J: Did a sugar called trehalose contribute to the Clostridium difficile epidemic? JAMA 2018; 319(14): 1425-6

ICD-Codes: A04.7

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