Krankhafter Kaufzwang

Praxis-Depesche 9/2016

Jeder Zwanzigste im Kaufrausch

Für einige ist das Einkaufen eine lästige Notwendigkeit, für andere ist es ein angenehmes Hobby. Im Extremfall kann Einkaufen zur Sucht werden, oft mit dramatischen Folgen. Die Prävalenz von krankhaftem Kaufzwang ist gar nicht mal so gering.

Die Folgen von zwanghaftem Kaufen sind oft eine hohe Verschuldung, Zahlungsunfähigkeit und manchmal auch Gesetzeskonflikte. Häufig wirkt sich die Sucht auch negativ auf das soziale Umfeld aus und bereitet dem Betroffenen starke Schuldgefühle. Vermutlich setzt die Kaufsucht meist im späten Jugend- bis frühen Erwachsenenalter ein. Studien zufolge sind Frauen wahrscheinlich häufiger betroffen als Männer.
Zur Prävalenz gibt es einer aktuellen Metaanalyse zufolge sehr unterschiedliche Angaben. In die Analyse eingeschlossen waren 40 relevante Studien mit insgesamt rund 32 300 Teilnehmern, meist aus den USA (n=18), Deutschland, Frankreich und Ungarn. Erhoben wurden die Daten teilweise aus der erwachsenen Allgemeinbevölkerung (ca. 10 100 Teilnehmer), teilweise aus nicht-repräsentativen Gruppen (z. B. Studenten, Universitätsmitarbeiter oder Besucher von Einkaufszentren). Die gepoolte Analyse der Daten aus der Allgemeinbevölkerung ergab eine Kaufsucht-Prävalenz von 4,9%. Bei den Studentenerhebungen mit knapp 15 000 Teilnehmern lag die Prävalenz bei 8,3%. Shopping-Center- Besucher und andere Einkauf-spezifische Gruppen brachten es auf 16,2%. Die hohe Heterogentität der Schätzwerte führten die Forscher überwiegend auf die Unterschiede im Studien- Design zurück. Aufgrund der nicht unerheblichen Prävalenz sollte ein krankhafter Kaufzwang aus Sicht der Autoren nicht in seiner Bedeutung unterschätzt werden. OH
Quelle:

Maraz A et al.: The prevalence of compulsive buying: a meta-analysis. Addiction 2016; 111: 408-19

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