Kanadische Forscher analysierten die Daten von über 850 000 Schwangeren ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen (Durschnittsalter 30 Jahre), bei welchen im Zeitraum zwischen 1993 und 2011 im Gestationsalter zwischen 11 und 20 Schwangerschaftswochen ein biochemisches Screening durchgeführt worden war. Dieses umfasste Alphafetoprotein, humanes Choriongonadotropin, unkonjugiertes Estradiol, dimeres Inhibin A sowie das pregnancy associated plasma protein A (PAPP-A). Primärer Studienendpunkt war das Auftreten kardiovaskulärer Komplikationen – Klinikaufenthalt oder Revaskularisierung aufgrund einer zerebrovaskulären, koronar- oder peripher-arteriellen Erkrankung, aufgrund eines Herzversagens oder einer Herzrhythmusstörung – frühestens zwölf Monate nach Schwangerschaftsbeginn. Etwa 97% der Schwangerschaften endeten mit einer Lebendgeburt. Innerhalb der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich elf Jahren trat der kombinierte Studienendpunkt bei
6209 Frauen ein. Anomalien jedes einzelnen Serumbiomarkers prädisponierten für kardiovaskuläre Komplikationen. Bei einem einzigen auffälligen Parameter stieg das Risiko um 20 bis 30%, bei zwei oder mehr auffälligen Testergebnissen sogar um 50 bis 100%. Den stärksten Zusammenhang mit dem
Herz-Kreislauf-Risiko wies Inhibin A auf: Im Vergleich zu Frauen mit einem abnorm niedrigen Wert hatten Schwangere mit abnorm hohen Werten ein etwa doppelt so hohes kardiovaskuläres Erkrankungsrisiko.
Anhand der pränatalen Serumbiochemie lassen sich also scheinbar Rückschlüsse auf das langfristige
Herz-Kreislauf-Risiko werdender Mütter ziehen. Insbesondere ein erhöhtes Inhibin A scheint für Komplikationen vor dem 50. Lebensjahr zu prädisponieren. Sollten sich die Studienergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, könnten die Screeningdaten im Rahmen einer Schwangerschaft zur Identifikation von Risikopersonen genutzt werden.
LO