Alzheimer-Risiko

Praxis-Depesche 6/2015

Keine Korrelation mit den Blutfett-Genen

Das Risiko, an Alzheimer-Demenz vom späten Typ zu erkranken, wurde schon vor längerem mit dem Apolipoprotein E (APOE) in Verbindung gebracht. Um diesem Verdacht nachzugehen, wurde eine Genanalysestudie aufgesetzt – mit einem klaren Ergebnis, welches dennoch nicht das letzte Wort gewesen sein dürfte.

Kommentar

Die Relevanz der Studie könnte durch einige Schwächen eingeschränkt sein. Dennoch bringt die Untersuchung die Erforschung der Alzheimer-Pathogenese weiter. Ihre Ergebnisse machen die Rolle der Lipide in der Genese des Leidens deutlicher. Eines Tages könnte die Aufklärung der Zusammenhänge zu neuen therapeutischen und gesundheitspolitischen Interventionen führen.

Editors Summary, ebd. 15
Im Gehirn fungiert APOE als der wichtigste Cholesterin-Transporter. Seine korrekte Lipidierung ist notwendig für seine Funktion als Wegräumer von Amyloid-ß, das sich bei Alzheimer im Gehirn anhäuft. APOE regelt zudem im ganzen Körper den Stoffwechsel der Triglyzeride. Viele der mit spätem Alzheimer assoziierten Genloci haben auch etwas mit dem Fettstoffwechsel zu tun. Studien zeigten Assoziationen zwischen hohem Cholesterin im Blut in mittleren Jahren und späterer Alzheimer-Demenz. Unter Statinen sah man eine Protektion gegenüber diesem Leiden. Derartige Überlegungen führten eine europäische Arbeitsgruppe zu der Frage, ob eine genetische Disposition für hohes Cholesterin und Triglyzeride auch das Alzheimer-Risiko steigert.
Zu ihrer Klärung führte man eine Mendelian randomization analysis durch, die sich auf die Daten von sechs genomweiten Studien (zusammen n=10 578) stützte. Man konstruierte Genotyp- Risikoscores (GRSs) für vier Blutfett-Phänotypen, bezogen auf Mutationen in 157 Blutfett- Loci.
Es ergaben sich keinerlei signifikante Assoziationen. Genetische Dispositionen zu Erhöhungen von Cholesterin oder Triglyzeriden sind demnach nicht mit einem erhöhten Risiko für die späte Alzheimer-Form verbunden. Die beobachteten epidemiologischen Zusammenhänge könnten auf biologische Pleiotropie zurückgeführt werden oder es könnte sich um Auswirkungen des Demenzleidens handeln. Es gibt keinen Zweifel, dass der Lipidstoffwechsel etwas mit der Alzheimer-Pathophysiologie zu tun hat. Die Zusammenhänge sind aber komplex. Ihre Erforschung geht weiter, denn hier ist das letzte Wort sicherlich noch nicht gesprochen respektive geschrieben. WE
Quelle:

Proitsi P et al.: Genetic predisposition to increased blood cholesterol and triglyceride lipid levels and risk of Alzheimer disease: a Mendelian randomization analysis. PLoS Med 2014; 11(9): e1001713 (1-14)

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