Krebs-Screening

Praxis-Depesche 9/2016

„Keine onkologische Vorsorgemaßnahme hat jemals bewiesen, dass sie wirklich Leben rettet“

„Keine onkologische Vorsorgemaßnahme hat jemals bewiesen, dass sie wirklich Leben rettet“, so die provokante These von Dr. Vinay Prasad aus Portland, USA. Warum das so ist, und was man dagegen tun könnte, weiß er auch ...

den Wert eines onkologischen Screenings anhand der reduzierten tumorspezifischen Mortalität anstelle der Gesamtmortalität zu bemessen. Denn der echte Nettonutzen ließe sich eben nur anhand der tatsächlich geretteten Leben berechnen. Aber eben diese Senkung der Gesamtmortalität wurde bislang für Screeningmaßnahmen kaum in Studien nachgewiesen.
Beispiel Hämoccult-Test: Während des 30-jährigen Follow-up der Minnesota Colon Cancer Control Study gab es 128 Kolonkarzinom-Todesfälle pro 10 000 Teilnehmer in der Screeninggruppe. Im Kontrollarm waren es 192/10 000, ein signifikanter Unterschied von 64/10 000. Allerdings betrug der Unterschied an gesamten Todesfällen lediglich 2/10 000. Um einen signifikanten Gesamtmortalitätsunterschied zu sehen, hätte die Studie fünfmal größer sein müssen.
Vergleichbare Rechnungen stellte Prasad für den PSA-Test, die Mammographie und den Lungenkrebs vor. Die Unsummen, die in die Promotion von Screeningprogrammen fließen, solle man besser in ausreichend gepowerte Studien stecken, um nachzuweisen, wie viele Leben das Screening wirklich rettet. Er fordert von Ärzten, ehrlich zu sein und mit den Patienten zu besprechen, welche Daten wir wirklich zur Screening-Effektivität haben, und auch negative Effekte wie Überdiagnostik, Übertherapie und Screening-bedingte Morbidität und Mortalität anzuführen ... für einen echten „informed consent“. CB
Quelle:

Prasad V et al.: Why cancer ... BMJ 2016; 352: h6080

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