Gerinnungs-Diagnostik

Praxis-Depesche 9/2016

Kinder haben eigene Normbereiche

Das Gerinnungssystem des Menschen macht zwischen Geburt und Erwachsenenalter einen umfassenden Entwicklungsprozess durch. Dies drückt sich auch in unterschiedlichen Normalwerten (Referenzbereichen) aus.

Dass die Gerinnungswerte stark vom Alter beeinflusst werden, ist bekannt, wird aber selten beachtet. Verschärft wird die Problematik durch laborspezifische Abweichungen, je nach eingesetzten Reagenzien und Geräten. Eine Ausnahme macht die Prothrombinzeit (PT), wenn sie als INR ausgedrückt wird.
Um einer methodischen Vereinheitlichung bei pädiatrischen Patienten näher zu kommen, bestimmten Forscher an sieben französischen Zentren mit gleicher Technik geläufige Gerinnungsparameter von Kindern aus folgenden Altersgruppen: 15 Tage bis vier Wochen (n = 36), ein bis fünf Monate (n = 320), sechs bis zwölf Monate (n = 176), ein bis fünf Jahre (n = 507), sechs bis zehn Jahre (n = 132) und elf bis 17 Jahre (n = 262).
Die PT-Normwerte waren für alle Altersgruppen ähnlich, die der aPTT bei jüngeren Kindern verlängert. Die Plasmaspiegel aller Einzelfaktoren, mit Ausnahme von Faktor V, waren bei den jüngsten Kindern signifikant vermindert; bis zum Ende des ersten Lebensjahres wurde das Niveau Erwachsener erreicht. Das galt auch für Antithrombin, Protein C und S sowie Plasminogen. Faktor VIII, von-Willebrand-Faktor und D-Dimer waren bei den jüngsten Kindern erhöht und sanken binnen sechs Monaten auf Erwachsenen- Level. Dass sich die PT nicht mit dem Alter änderte, ist nicht ohne weiteres plausibel, da bei den jüngsten Kindern die Faktoren VII und II erniedrigt waren. Bei Säuglingen sollte man die Gerinnung jedenfalls nicht anhand der PT beurteilen. WE
Quelle:

Toulon P et al.: Age dependency for coagulation ... Thromb Haemost 2016; 116: 9-16

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