HPV-Impfung für Männer

Praxis-Depesche 10/2022

Klarer Nutzen, schlechte Akzeptanz

HPV-Infektionen verursachen zahlreiche Tumoren – nicht nur im weiblichen Genitaltrakt, sondern auch penil, oropharyngeal oder anal. Daher wird die Impfung seit einiger Zeit nicht nur Frauen, sondern auch jungen Männern empfohlen. Trotz eindeutiger Vorteile nehmen aber nur sehr wenige Männer das Angebot wahr.
Kommentar
Hauptargument gegen eine HPV-Vakzinierung bei Männern ist der Herdeneffekt: Durch die Impfung der Frauen sind die Männer bereits mitgeschützt. Allerdings bleiben dabei Männer, die Sex mit Männern haben, unberücksichtigt. Ebenso bleibt die Tatsache, dass die Impfraten bei Frauen variieren.
Eine Metaanalyse über alle zwischen 2011 und 2021 publizierten Studien, in denen die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) bei Männern untersucht wurde, bestätigt Wirksamkeit und Nutzen der Impfung zur Vermeidung einer Infektion mit den HPV-Stämmen 6, 11 und 18 bei Männern. Dennoch gibt es in der männlichen Zielgruppe ein Akzeptanzproblem.
Oft mangelt es am nötigen Wissen, wie beispielsweise eine griechischen Studie mit 298 Männern (30 % mit sexuellem Kontakt zu Männern) zeigt. 90 % der Teilnehmer war zwar bewusst, dass HPV auch Männer befällt, nicht aber, dass das Virus auch bei ihnen Krebs verursachen kann und die Impfung sie davor schützt. 69 % der Teilnehmer berichteten über Genitalwarzen und 20 % waren HIV-positiv. Rund drei Viertel der Befragten waren bereit, sich gegen HPV impfen zu lassen, auch wenn sie dafür hätten zahlen müssen. Das Einverständnis war assoziiert mit hohem Einkommen, HIV-Positivität und Genitalwarzen, während niedriges Einkommen, wirtschaftliche Unsicherheit und niedriges Bildungsniveau mit Ablehnung der Impfung assoziiert waren.
Die stärksten Motivatoren für die Impfwilligkeit waren die Überzeugung, dass die HPV-Impfung vor Krebs und sexuell übertragbaren Krankheiten schütze, sowie die ärztliche Zusicherung, dass die Nebenwirkungen minimal seien. Die HPV-Impfung gilt im Allgemeinen als sicher, Nebenwirkungen sind selten und der Nutzen überwiegt die Risiken. Auch bei Patienten mit einer möglichen genetischen Prädisposition für eine Impfstoff-induzierte Autoimmunerkrankung ist der Nutzen der Impfung größer als das Risiko. Männer, die Sex mit Männern haben, profitieren am meisten davon. Es könnte sich daher lohnen, aktiv darauf hinzuweisen, dass die HPV-Impfung vor analen und oralen Tumoren sowie vor Tumoren am Penis schützt. MR
Quelle: Spînu AD et al.: HPV vaccine for men: where to? (review) Exp Ther Med; 2021 22(5): 1266

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