Akute Otitis media

Praxis-Depesche 19/2000

Kleine Kinder fünf oder zehn Tage behandeln?

Die zehntägige Gabe von Cefpodoxim führte bei Kindern unter zwei Jahren mit Otitis media am Ende der Behandlung zu einer höheren Erfolgsrate als die fünftägige. Jedoch war vier bis sechs Wochen nach Behandlungsbeginn zwischen den beiden Patientengruppen kein Unterschied mehr festzustellen.

Die Ergebnisse vieler Studien, die in letzter Zeit durchgeführt wurden, sprechen für eine kürzere Behandlungsdauer bei akuter Otitis media. Die Vorteile liegen auf der Hand: bessere Compliance, geringere Kosten. Uneinig ist man sich jedoch darüber, ob die Kurzzeittherapie auch bei Kindern unter zwei Jahren indiziert ist. Dies wurde nun in einer multizentrischen Doppelblindstudie überprüft. Insgesamt 450 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 14,3 Monaten wurden entweder dem Standardregime mit Cefpodoxim-Axetil (zehn Tage 8 mg/kg KG/d; n = 223) oder der Kurzzeittherapie mit dem Antibiotikum (fünf Tage 8 mg/kg KG/d, anschließend fünf Tage Plazebo; n = 227) zugeteilt. In der Per-Protokoll- und der Intention-to-Treat-Analyse lag die klinische Erfolgsrate an den Tagen zwölf bis 14 unter der zehntägigen Antibiotika-Gabe höher als unter der fünftägigen. Dieser Unterschied war vier bis sechs Wochen nach Studienbeginn nicht mehr festzustellen. Die Multivarianz-Analyse ergab zusätzlich zur Behandlungsdauer noch drei weitere unabhängige Prädiktoren für einen schlechten Behandlungserfolg: Unterbringung in einer Kindestagesstätte, eine bereits durchgemachte eitrige akute Otitis media und ein geringes Alter. So war die zehntägige Behandlung der fünftägigen zwar überlegen; Signifikanz wurde jedoch erst nach Einbeziehung des Pflegeumstands - Unterbringung in einer Kindertagestätte - erreicht.

Quelle: Cohen, R: Five vs. ten days of antibiotic therapy for acute otitis media in young children, Zeitschrift: PEDIATRIC INFECTIOUS DISEASE JOURNAL, Ausgabe 19 (2000), Seiten: 458-63

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