In Utrecht versuchte man, ein Instrument zum Screening auf Herzinsuffizienz für die Hausarztpraxis zu entwickeln, indem man vier Studien zu diesem Thema synthetisierte. Es sollte den Arzt in der Primärversorgung in die Lage versetzen, zu entscheiden, ob im Einzelfall eine Echokardiographie veranlasst werden sollte, um den Verdacht auf eine Herzinsuffizienz zu erhärten.
Das Gesamtkollektiv umfasste 1.941 Patienten im
Alter über 60 Jahren. Bei 462 lag nach den Kriterien der European Society of Cardiology (ESC) eine Herzinsuffizienz jedweden Typs vor. Die Diagnose hatten Experten gestellt, denen eine echokardiographische Beurteilung der Patienten vorlag. Dabei war auch eine linksventrikuläre diastolische Dysfunktion eingeschlossen.
Kandidatenparameter für die Vorhersage waren
Alter, Geschlecht, Anamnese mit KHK, Vorhofflimmern,
COPD oder Asthma, Hypertonie, periphere Verschlusskrankheit oder Diabetes, Dyspnoe bei normaler Gehgeschwindigkeit, Orthopnoe, paroxysmale nächtliche Dyspnoe, aktueller Blutdruck, Herzfrequenz, unregelmäßiger Puls, Body Mass Index, Knöchelödeme, Knistern über den Lungen, erhöhter Jugularvenendruck, abnormer Herzspitzenstoß, Hepatomegalie, NT-proBNP und EKG. In letzterem galten Vorhofflimmern, Tachykardie, Schenkelblock, LV-Hypertrophie-Zeichen und SToder T-Anomalien als verdächtig.
Das geprüfte Modell enthielt fünf unabhängige Prädiktoren:
Alter, Anamnese einer KHK, Atemnot bei Belastung, Body Mass Index und ein nach lateral verlagerter oder verbreiterter Herzspitzenstoß. Keine Rolle spielte das Geschlecht. Mit diesem System konnte die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz-Diagnose gut eingegrenzt werden. Die Aussagekraft wurde weiter verbessert, wenn man den Blutspiegel des NT-proBNP hinzunahm (Grenzwert 125 pg/ml). Die Einbeziehung eines EKG ergab hingegen keinen Zugewinn. Die Berücksichtigung kardiovaskulär wirksamer Medikationen, insbesondere von Diuretika und ACE-Hemmern bzw. AT1-Blockern, veränderte die Vorhersagekraft des Modells nicht.
Die Autoren halten ihr Vorhersagemodell als geeignet für ältere Männer und Frauen aus der Allgemeinbevölkerung, auch solchen mit Begleitkrankheiten wie Typ-2-Diabetes oder
COPD. Ein solches Screening könnte die Zahl der nicht erkannten Fälle von Herzinsuffizienz reduzieren, andererseits aber auch die Zahl unnötiger weitergehender Untersuchungen. WE