Fatigue ist ein multikausales Syndrom. Faktoren wie Anämie, Kachexie oder die Tumorlast spielen eine Rolle. Im Mittelpunkt der Pathophysiologie stehen die Zytokine als Auslöser einer neuroendokrinen Dysfunktion. Zytokine werden bei Krebspatienten in größerem Maße als bei Gesunden freigesetzt, Bestrahlungen oder Interferon-Gaben steigern die Synthese zusätzlich. Psychische Faktoren wie Angst oder Depression tragen ebenfalls zur Fatigue bei. Berichtet der Patient über eine die Lebensqualität beeinträchtigende Fatigue, sollte zunächst nach konkreten Ursachen wie Schmerzen, emotionalen Belastungen, Schlafstörungen, Anämie oder Hypothyreose gesucht und diese ggf. behandelt werden. In der Regel sind (zusätzlich) Allgemeinmaßnahmen empfehlenswert. Hier werden die konsistent besten Ergebnisse durch regelmäßigen (aeroben) Sport erzielt. Die Empfehlung, sich noch mehr auszuruhen, ist dagegen eher kontraproduktiv, sinnvoller sind aktive Programme zu Stressreduktion. Gute Erfahrungen liegen vor mit regelmäßigen Patiententreffen, in denen über die Krankheit informiert wird sowie Neubewertungsstrategien und Entspannungstechniken erlernt werden. Effektiv ist die Gabe von Epoetin alpha bzw. der Weiterentwicklung Darbepoetin alpha, das nicht mehr so häufig appliziert werden muss. Megestrolazetat bekämpft die Anorexie und hilft, Gewicht aufzubauen. Psychostimulanzien sind wirksam bei Fatigue aufgrund anderer Erkrankungen wie MS oder HIV-1-Infektion; bei Tumorpatienten liegen noch keine größeren Studien vor. (bk)
Praxis-Depesche 7/2004
Körperliche Aktivität gegen Fatigue
Fatigue ist eines der häufigsten Symptome bei Krebserkrankungen und eine wichtige Nebenwirkung vieler Krebstherapien. Für die Patienten ist dieses Symptom oftmals belastender als Schmerzen. Eine Übersichtsarbeit fasst den aktuellen Stand aus Forschung und Klinik zusammen.
Quelle: Ahlberg, K: Assessment and management of cancer-related fatigue in adults, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 362 (2003), Seiten: 640-650