Med-Info

Praxis-Depesche 1/2023

Komorbidität erschwert Diagnose und Therapie

Eine ADHS persistiert bei bis zu 80 % der Betroffenen in das Erwachsenenalter und ist häufig mit psychiatrischer Komorbidität verbunden, verdeutlichten Expert:innen auf einem Symposium von Medice im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2022. Eine ADHS und Borderline- Störung (BPS) ähneln sich auf der Symptomebene und haben eine hohe genetische Überlappung, dennoch handelt es sich um zwei unterscheidbare Störungsbilder, erläuterte Dr. Marc-Andreas Edel, Gevelsberg. Daher sollte beim Vorliegen einer der beiden Störungen immer auch nach der anderen geforscht werden. Die bisherige Evidenz spricht dafür, bei Komorbidität der beiden Erkrankungen zuerst die ADHS medikamentös und dann die BPS psychotherapeutisch zu behandeln. Nicht selten erkranken ADHS-Patient:innen auch an affektiven Störungen wie Depression, so Dr. Daniel Alvarez-Fischer, Lübeck. Die Differenzialdiagnose erweist sich dann häufig als schwierig. Vor allem in einer akuten depressiven Phase liegen Symptomüberschneidungen vor, darunter Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, emotionale Dysregulation, negatives Selbstbild und Schlafstörungen. In die Entscheidung, auf welche Erkrankung sich die Therapie zuerst konzentrieren sollte, sollte u. a. der Schweregrad der beiden Symptomatiken einfließen. Dabei kann das Vorliegen einer ADHS die Wahl des Antidepressivums beeinflussen, so Alvarez- Fischer. Wie er betonte, können Stimulanzien wie retardiertes Methylphenidat (z. B. Medikinet® adult) und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) miteinander kombiniert werden.
ICD-Codes: F90.0 , F60. , F33.0 , F34.0

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