Navigierte TMS bei obstruktiver Schlafapnoe

Neuro-Depesche 11-12/2020

Kortikospinale Aktivierung und kortikale afferente Hemmung verringert

Bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) ließen sich in früheren Studien mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) veränderte Hirnfunktionen u. a. im Sinne einer verminderten kortikalen Erregbarkeit feststellen. Jetzt wurden diese Beobachtungen in Kroatien erstmals im Zusammenspiel von MRT-Scans, navigierter TMS (nTMS) und motorisch evozierten Potenzialen (MEP) überprüft und erweitert.
Praxisfazit
Diese nTMS-Studie bestätigt frühere Befunde einer erhöhten Ruhe-Motorschwelle bei OSA-Patienten als Zeichen einer reduzierten kortikospinalen Aktivierung (spannungsabhängige Na+-Kanäle) und verringerten kortikalen afferenten Hemmung als Indikator einer gestörten cholinergen Neurotransmission. Zukünftige nTMS-Studien sollten klären, ob RMT und SAI als neurophysiologische Marker – ggf. in Kombination mit neuropsychologischen Befunden – in der Diagnostik und Behandlung von OSA-Patienten verwendet werden könnten.
Der Datensatz umfasste 17 Rechtshänder mit schwerer OSA (AHI: 47,5/h) und 12 gesunde Kontrollen. Die Patienten waren im Durchschnitt älter (55 vs. 46 Jahre; p = 0,03), stärker übergewichtig (BMI: 32,6 vs. 23,8; p < 0,01) und nach Epworth Sleepiness Scale (ESS) am Tage exzessiv müder (ESS: 7,0 vs. 2,0; p < 0,01).
 
TMS mit gepaarten Pulsen
Nach Kartierung des motorischen Kortex mittels MRT und nTMS wurden mithilfe motorisch evozierter Potenziale (MEP) u. a. des M. abductor pollicis brevis die Ruhe- Motorschwelle (RMT) und die afferente Hemmung mit kurzer Latenz (Short-latency afferent inhibition, SAI) bestimmt. Dazu wurden (mit einer Intensität von 120 % der RMT) gepaarte Pulse verwendet: Auf die elektrische Stimulation des N. medianus am Handgelenk folgte eine magnetische Stimulation des primären Motorkortex mit elf Interstimulus-Intervallen (ISI) von 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27 und 28 ms (ISI18-28). Daraufhin wurden Latenz (ms) und Amplitude (μV) der MEP analysiert. Die SAI-Kontrollbedingung war die MEP-Bestimmung ohne vorherige periphere Stimulation.
 
Keine Unterschiede in MEP-Messwerten, aber …
Die RMT (in % der maximalen Stimulusintensität) war bei den OSA-Patienten signifikant höher als bei den Kontrollen (38,0 vs. 35,5; p = 0,04), doch in keinem der MEP-Einzelwerte in der Test- oder Kontrollkondition ergaben sich zwischen den Gruppen signifikante Unterschiede (z. B. Latenz: p = 0,10; Latenz bei ISI18-28: p = 0,33; Amplitude bei ISI18-28: p = 0,21 bzw. p = 0,98). Allerdings zeigte sich bei den OSA-Patienten gegenüber den Gesunden bei ISI18-28 eine signifikant geringere prozentuale Abweichung der MEPAmplitude (-9,5 vs. −35,7; p = 0,01)
 
Korrelierende Faktoren?
Die Korrelationsanalyse ergab, dass bei den OSA-Patienten der BMI signifikant negativ mit der prozentualen Abweichung der MEP-Amplitude korrelierte (ρ = 0,47). Dies war allerdings auch der einzige Zusammenhang mit klinischen Variablen. Die Autoren planen nun eine nTMS-Studie bei OSA-Patienten nach ein- und mehrjähriger CPAP-Therapie. HL
Quelle: Rogić Vidaković M et al.: Obstructive sleep apnea syndrome: a preliminary navigated transcranial magnetic stimulation study. Nat Sci Sleep 2020; 12: 563-74

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