Tradition und Wissenschaft

Naturmedizin 4/2018

Kraftvolles Yoga

Yoga entfaltet eine enorme Heilkraft und wird doch oft noch als esoterisch angehauchte Frauengymnastik abgetan. Dagegen helfen Fakten. Die häufen sich in den letzten Jahren, immer mehr Studien werden zum Einfluss von Yoga auf die Gesundheit veröffentlicht. Hier haben wir eine kleine Auswahl interessanter aktueller Ergebnisse für Sie zusammengestellt.
Psychologie Yoga kann zur Prävention und Behandlung von Burn-out bei Frauen hilfreich sein, es wirkt genauso gut wie die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie und die kognitive Verhaltenstherapie, so eine kleine Studie aus Schweden (Grensman A et al., BMC Compelment Altern Med 2018).
Iranische Wissenschaftler ließen 52 depressive und unter Ängsten und Stress leidende Frauen über vier Wochen dreimal wöchentlich eine Stunde Hatha-Yoga praktizieren. Nach zwölf Einheiten nahmen alle Symptome signifikant ab (Shohani M et al., Int J Prev Med 2018).
Eine indische Studie mit 65 Teilnehmern konnte interessante Ergebnisse bei Major Depression zeigen: Eine dreimonatige Yogapraxis (2 Std / Woche) bewirkte bei depressiven Teilnehmern beiderlei Geschlechts einen Anstieg des Wachstumsfaktors BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) und eine signifikante Verbesserung neuropsychologischer Funktionen. Yoga allein wirkte so gut wie Yoga in Kombination mit Antidepressiva (Halappa NG et al., Indian J Psychiatry 2018).
Norwegische Wissenschaftlerinnen beschäftigten sich mit der Frage nach dem Einfluss auf Essstörungen wie Bulimia nervosa. 30 betroffene Frauen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Yogagruppe praktizierte über elf Wochen zweimal wöchentlich für 90 Minuten und zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Reduktion des EDE-Scores und der Ernährungsbeeinträchtigung (Karlsen KE et al., Int J Yoga 2018).
Auch bei Jugendlichen mit Autismus-Spektrum- Störungen könnte Yoga hilfreich sein, so eine explorative Studie aus Amerika mit fünf männlichen Teilnehmern. Sie übten Yogahaltungen in der Gruppe, praktizierten rhythmisches Chanten (Singen) und setzten Yogakarten und -spiele ein. Die über einen Monat zweimal wöchentlich durchgeführten Interventionen bewirkten eine verbesserte Stimmung und einen verbesserten emotionalen Ausdruck, eine erhöhte Empathie und eine verbesserte Teamfähigkeit (Litchke LG et al, Int J Yoga 2018).
 
Kardiologie
 
Nach koronarer Bypassoperation hilft Yoga zur Verbesserung der Lebensqualität und verringert das Stresslevel. 300 Patienten wurden fünf Jahre nach der OP beobachtet. Ein Teil übte in dieser Zeit Yoga parallel zur herkömmlichen Rehabilitation und profitierte deutlich davon (Amaravathi E et al., Int J Yoga 2018).
Eine indische Studie mit 100 Männern untersuchte den Einfluss einer speziellen Atemtechnik des Yoga auf kardiovaskuläre Parameter und das Stressempfinden. Die Interventionsgruppe führte die Atemübung über 30 Minuten an fünf Tagen der Woche für drei Monate durch. Herzfschlagrequenz, systolischer und diastolischer Blutdruck sowie Stressempfinden nahmen in dieser Gruppe signifikant ab (Naik GS et al., Int J Yoga 2018).
Ein anderes Forscherteam untersuchte, wie sich die Meditationen des Yoga auf Stressempfinden, Diabetes und Bluthochdruck und sowie die zugehörigen biochemischen Parametern wie Blutglucose, glykosyliertes Hämoglobin und Insulinspiegel bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit auswirkten. Eine neu eingeübte Meditationspraxis über sechs Monate war in der Lage, die biochemischen Parameter messund spürbar zu verbessern. Die Meditation kann die physiologische Reaktion auf Stress durch neurohumorale Aktivierung modulieren (Sinha SS et al., Int J Yoga 2018).
Nur Frauen (n=67) wurden in eine Studie aus Neu Delhi eingeschlossen. Das Ergebnis hier: Yoga hat das Potenzial, das kardiovaskuläre Risiko bei postmenopausalen Frauen zu senken. Vermutlich durch Aktivierung des Parasympathikus verbesserte sich die Herzfrequenzvariabilität bei Frauen, die über drei Monate sechs Mal wöchentlich eine Stunde Yoga praktizierten (Praveena SM et al., Int J Yoga 2018).
 
Weitere Studien
 
Eine Metaanalyse australischer Wissenschaftler wertete mittels Daten von 23 Studien mit 2.592 Teilnehmern aus, wie sich Retreats mit Yoga („Yogakur“) auf die Gesundheit auswirken. Solche Retreats hatten einen positiven Einfluss auf die Gesundheit bis zu fünf Jahre danach, und zwar auf die psychische Gesundheit und auf schwere chronische Erkrankungen wie multipler Sklerose, verschiedener Krebserkrankungen, kardiologischer Erkrankungen und HIV/ Aids (Naidoo et al., BMC Complement Altern Med 2018).
Eine Querschnittsstudie wertete das Gesundheitsverhalten von 453 Frauen aus dem Distrikt Kailali in Nepal aus. Diejenigen, die regelmäßig Yoga praktizierten und spirituelle Gewohnheiten pflegten, waren deutlich gesünder als die Frauen, die darauf verzichteten.
Eine Metaanalyse mit 16 Studien und 1.176 Teilnehmern mit COPD zeigte, dass meditative Bewegungstherapien wie Yoga, Tai Chi und Qigong das Potenzial zur Verbesserung der Lungenfunktion und körperlichen Aktivität haben (Wu LL et al., Intern Journ COPD).
Eine kleine Studie ließ acht Frauen und vier Männer mit seit Jahren bestehendem Tinnitus drei Monate Yoga praktizieren. Die Probanden empfanden eine Verbesserung ihrer Symptomatik und profitierten von einer Stressreduktion (Köksoy S et al., Int Arch Otorhinolaryngol 2018).
Yoga zweimal wöchentlich über zwölf Wochen erhöhte die Serum-Osteocalcin- Spiegel um 68% bei Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Die Vergleichsgruppe übte Kickboxen und verbesserte damit die Werte um 67%. Yoga scheint sich also auf den Knochenstoffwechsel mindestens genauso gut auszuwirken wie stärker belastende Sportarten (Stone TM et al., Int Journ Exerc Science).
 
Idee und Recherche: Olivia Hesse
Autorin: Elisa Gebhardt

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